Der jeckste Tag des Jahrtausends

Heute bräuchten wir keine Computer, die können sowieso nur von Null bis Eins zählen. Aber heute zählen Zahlen nichts, wir brauchen noch nicht mal die Null. Das haben wir noch nicht erlebt und es ist zu vermuten, wir erleben es auch nicht noch einmal. So ein Schnapszahldatum: 11.11.11

Noch doller war es natürlich neulich erst vor 900 Jahren am 11.11.1111. Wer sich an die damalige Sause noch erinnert, möge bitte seine Erinnerungen unten kommentieren. Wobei er sich gut erklären muss, denn die alte Regel : „Wer sich erinnern kann, der war nicht dabei!“ spricht zunächst einmal gegen einen solchen Bericht.

Was stellt man mit so einem berauschenden Datum an? Viele Heiraten. Ob das der wünschenswerteste Start ist, mögen sie beizeiten berichten.

Andere rechnen sich den Weltuntergang romantisch. 6 (das ist eine böse Zahl) mal die 1, das muss etwas bedeuten.

Und wieder andere geben sich die größte Mühe, den Tag der Einfachheit halber wieder zu vergessen, indem sie so richtig „dabei sind“. Sie geben das Zepter ab, gucken durch bunte Brillen und verklären auch das graueste Ambiente ins Bunte. Herrlich.

Haben Sie eigentlich schon einmal Ihr Lebensalter (das in diesem Jahr erreicht wird) zum Geburtsjahr (die beiden entscheidenden letzten Ziffern) hinzugerechnet? – Na? –  Genau 111! Ist das nicht ein Ding. Darauf sollten wir doch heute alle anstoßen. Wenn schon nicht mit 111 Kölsch oder Schnäpsen, so wenigstens mit 11.

Bild: Express

Auch der Kölner Express hat konsequenterweise das Zepter abgegeben. Chefredakteur der heutigen Ausgabe war der Blötschkopp. Das ist so traditionsbewusst wie vorausschauend, denn Clowns und Jecken lügen nicht und sprechen trotzdem immer die Herzen an.

Ach, fast wäre es vergessen worden, jessas! Vor 2000 Jahren, da war das allerbeste Schnapsdatum: 11.11.11
Was damals passiert ist braucht keiner kommentieren, das haben schon einige gemacht. Die Geschichte um den damals bald elfjährigen Kleinen wurde der Bestseller schlechthin. Fragt sich nur, ob die, die das alles aufschrieben, es hinterher überhaupt noch wissen könnten, wenn sie wirklich dabei waren.
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Wochte am Sonntag: Hamsterprotest

Puhh, das war knapp, gerade noch mal 75 Glühbirnen bekommen. Hoffentlich reichts bis zum Ende aller Tage. Diese Woche gab es zum letzten Mal sechzig Watt Glühbirnen zu kaufen und das sind schließlich die wichtigsten. Hundert Watt sind sowieso selten nötig und in vielen Lampen erlaubt der Hersteller sowieso nur sechzig Watt. Das gilt besonders für schwedische und italienische. Aber das ist eine anderes Thema…
Infolgedessen steht das Verbot der sechzig Watt Birne für das Verbot der Glühbirne an sich. Es ist nicht nur der Untergang einer der wichtigsten und schönsten Erfindungen der Menschheit, sondern auch schlicht des Sinnbildes der Erfindung. Die Idee, der Geistesblitz wie sieht das in der Zeichnung, im Comic wohl zukünftig aus?

Über das Verbot der guten alten Glühbirne kann man streiten, komisch nur, dass es keiner tut. Osram freut sich. Seit das Verbot ihres billigsten Produktes beschlossene Sache ist und die Hundertwätter aus den Verkaufsregalen verschwanden, erzielt das Unternehmen mit seinen teuren Produkten Rekordgewinne und will dieses Jahr sogar noch an die Börse. Ein Schuft, wer böses dabei denkt. Zum Glück haben wir Hamsterkäufer da nicht mitgemacht. Was heißt hier Hamster, 75 Stück sind mehr als das. Das geht über den absehbaren Eigenbedarf hinaus. Das war ein Protestkauf!

Erstaunlich auch ganz neben bei, wie wenig Platz 75 gut sortierte Glühbirnen wegnehmen. Toll. Fragt sich nur, wie das jetzt weitergeht? Schon sind nämlich weitere Haushaltsgeräte im Visier der Stromsparmafia. Kaffeemaschinen mit Dauerheizplatte sollen als nächstes dran glauben, auch Staubsauger über 1000 Watt, elektrische Zahnbürsten oder Videospielkonsolen die nutzlosen Stromfresser. Dass der Verbraucher auch nicht ein Mal von alleine drauf kommen kann, dass Kaffeewarmhalten umweltschädlicher ist, als mehrmaliges Frischaufbrühen, Kaffe kommt dann am besten aus Alupatronen, spart Strom zum Rösten und Mahlen, dass der tief sitzende Schmutz im Teppich am besten aufgehoben ist, dass optimales Zähneputzen zur Gesundheitsprävention gehört und daher überflüssig ist (anderes politisches Ressort) oder dass z.B Haustiere beim Spielen keinen Strom fressen und sogar automatisch auf Standby schalten. – Gut, dass es sich hier wenigstens nicht um Verbrauchsmaterial handelt, das es bei einem Verbot auch noch zu Hamstern gälte.

Wird eigentlich die Kerze auch verboten? Sie macht noch weniger Licht bei viel Wärme und erzeugt ungefiltertes CO2 in rauen Mengen. Schändlich, dass es hier noch keine Lobby mit schlechtverkäuflichem Alternativprodukt gibt.

Wie auch immer, 75 Glühbirnen eingekauft auf einen Streich, mit einer U-Bahn Fahrt, ohne großvolumiges Fahrzeug, Glühbinrnen, die niemals zu Sondermüll werden und mit großvolumigen Fahrzeugen zur Entsorgung gebracht werden müssen, das ist Protest und Umweltschutz zugleich. Protest gegen Bevormundung bei der Entscheidung, welches Licht für welchen Bedarf geeignet ist und gegen die Leuchtmittellobby.

Moment – fünfundsiebzig Glühbirnen auf einmal. Hoppla, wenn das dem besagten Börsengang nicht auch irgendwie zugute kommt …

Manche gewinnen eben so oder so.
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Nachtrag (25.4.12) wegen der Entdeckung eines schönen Beitrags zum Thema: „Se fucking Energiesparlampe. We hate se schiache Lampe.“
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Fünf Fragen, die ruhig öfter gestellt werden dürfen…

… bevor der Sommer endgültig ins Loch fällt:

Wenn E 10 Kraftstoff so schlecht nachgefragt wird wie behauptet, warum sinkt dann nicht sein Preis solange bis die Nachfrage stimmt?

Warum sollten sich Mineralölkonzerne eigentlich die Mühe machen, gegen das Kartellrecht zu verstoßen?

Warum soll Kachelmann einen Freispruch zweiter Klasse erhalten haben, er hat doch gar nicht geklagt?

Warum hieß der Böse im letzten Wiener Tatort Deutschmann?

Warum baut Berlin zum Gedenken an Einheit eine Wankel?
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Ok, ok, ok!

Es ist schon erstaunlich wie manche Sprachmarotten aufkommen, sich verbreiten und wie lange sie sich halten oder gar zum neuen Standard werden. Noch interessanter ist es zu beobachten, wie unterschiedlich die Menschen darauf reagieren. Während die einen und ihr Wortschatz förmlich darauf warten, die Marotte wie ein Schwamm aufzusaugen, kann die Inkubationszeit bei anderen mehrere Monate, in manchen Fällen sogar bis hin zu ein, zwei Jahren betragen, und einige sind offenbar auch immun.
Nicht alle Marotten sind unschön, Sprachen entwickeln sich einfach weiter. Allein das Wort Marotte ist schon eine solche sprachliche Absonderlichkeit, die aus dem Französischen stammt und vom 17. bis zur ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts noch als Mädchenname üblich war. Also nehmen wir lieber die Schrulle, die war wohl bisher nicht als Taufname in Gebrauch, den Tick, die Macke oder den Fimmel.

Besonders groß scheint beispielsweise die Sprachschrullansteckungsgefahr bei Reportern zu sein. Ein Sportreporter suchte einst im Eifer des zu kommentierenden Gefechts nach dem rechten Ausdruck für die mentale Schwäche des unterlegenen Sportlers und heraus kam plötzlich: „Er zeigte Nerven“. – Wie bitte? Waren nicht Nerven immer ein Sinnbild für Stärke? „Nerven wie Drahtseile“, „Der traut sich was, der hat Nerven“. Und Schwäche zeigen heißt dagegen doch: „Die Nerven verlieren“. Aber anstatt darüber geschwind hinwegzugehen, passten sich (Sport-) Reporter scharenweise diesem niedrigen Nenner an. Offenbar ging von dieser Ausdrucksschwäche eine gewisse Verdrängungsstärke aus. Die „schwachen Nerven“ mündeten in den synonymus weglassus, ins schlichte Gegenteil und ins bloße „Nerven“.

Auch dem altehrwürdigen Wort „Scheibe“ ist wunderliches widerfahren und das kann nicht allein auf seine Salonunfähigkeit geschoben werden. Denn auch landläufig bedurfte es lange des Präfix be- um das Verb zu veradjektivieren. Die saubere Passivform „beschibben“ erlaubte der Sache und dem Feststellenden eine gewisse Distanz. Ähnlich war es bei der Umschreibung der Situation insgesamt, etwa mit „So eine Scheibe“ oder gar „schöne Scheibe“.
Das ist lange vorbei, denn inzwischen wurde aus der distanzierten Passivhaltung ein wahrer Aktivfimmel. Mittlerweile ist alles direkt „scheibe“, ohne Passiv und gänzlich desubstantiviert. Ein echtes gradliniges Adjektiv war geboren und es dauerte gar nicht lang, da erhielt es Einzug in die hohe Dichtkunst und wurde im Kinderspiel zum großen Hit.

Unglaublich lang hält sich inzwischen auch schon die Zweitnutzung des „ok“. Obwohl eigentlich kein Mensch weiß, was die ubiquitäre Sprachmacke schlechthin, dieses „ok“, ursprünglich bedeutet, ist es dennoch der meistverwendete Ausdruck der Welt (vgl. z.B. SZ 13.2.11).

Neben der bisherigen Verwendung als verweltlichte Form des deutschen i.O. erfährt es nun seit wenigen Jahren eine sehr seltsame Zweitverschrullung, ein Comeback sozusagen in Form von „Okeeeh“. Und die Interpretation der jeweiligen Verwendung ist durchaus nicht ganz einfach. Sie variiert so ungefähr von:

„Hm.“, „Mhm.“, „Ja.“, „Jaja.“, Ja!“, „Verstehe!“, „Aha!“, „Ach nee!“, „Ach was!“ über „Tatsächlich?“, „Wirklich?, „Meinst du?“, „Im Ernst?“, bis hin zu „Nicht Dein Ernst!“, „Oha!“, „Meine Güte!“, „Kann nicht sein!“, „Oh Gott!“ oder „Zum Teufel!“.

Bei der Interpretation kann die Länge der Dehnung oder ihre Melodie im „eeeh“ eine Hilfestellung geben, muss aber nicht. Problem ist weiterhin, das alte „ok“ ist nie abgetreten. Dieses Nebeneinander schafft zusätzliche Verwirrung, die aber offenbar viele nicht bemerken, was auch daran liegen mag, dass ja eh schon keiner wusste, was das alte „ok“ bedeutete.

Ganz besonders hübsch anzuhören ist ein „okeeeh“, wenn es ein öffentlicher Handytelefonierer stoisch wiederholt, am besten möglichst lautstark. Was gemeint ist weiß keiner. Der Erzählende am anderen Ende der Verbindung nicht. Den lenkt es höchstens ab, wenn er von seinem Zuhörer an unregelmäßig passenden Stellen einen „okeeeh“-Zwangsabsatz verordnet bekommt. Und der bemüht zuhörend Okeeehende selbst auch nicht. Der kann regelmäßig nicht mal auf Rückfrage erklären was er gerade mit „okeeeh“ meinte oder ob er mit dem „okeeeh“-Tick bloß sich selbst immer wieder wachrütteln möchte. Jedenfalls steckt nicht viel mehr dahinter, als wenn es früher stets „jah“ hieß oder „mhm“, nur dass für letzteres nicht mal der Mund geöffnet werden musste. Das war entspannt und dezent zugleich.
Ebenso wie auch hinter dem jüngeren Nachdenkpausen-„genau“ einiger Erzähler nicht viel mehr steckt, als hinter dem älteren „ähh“.
Wer sich nicht sicher ist, dass der Zuhörer ihm mit dem „okeeeh“ nichts aber auch rein gar nichts mitteilen möchte, der baue einfach mal einen kleinen Kontrollsatz ein wie:

–  „… und gestern ist ganz unerwartet mein Chef gestorben, deswegen bin ich ab heut arbeitslos …“
–  „Okeeeh(., ?, !)“

Also, wenn der Gegenüber die Finte tatsächlich mitbekommen sollte, dann gibt er für eine Weile erst mal Ruhe. Vielleicht rutscht ihm auch das Ohh noch raus, während er sich am kee verschluckt. Das wäre dann auch echt mal ok!
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Plattschuss aktuell: Des Kaisers neue Neider

Ach wie schön waren doch die alten Zeiten mit Herrn Kaiser. Irgendwie war er langweilig, so wie Versicherungen nun einmal sind, irgendwie war auf ihn und seine Besuche Verlass, so wie wir es von Versicherungen eigentlich auch gerne hätten, irgendwie konnte er manchmal auch eine Nervensäge sein, aber irgendwie war er auch liebenswert.

Mit einem Mal war es um ihn geschehen. Herr Kaiser ist weg!

Schlachtschiff ERGO, Hamburger Hafen (Bild: ERGO)

Es ist unklar, was nun mehr auf die Nerven geht. Ist es die Allgegenwart des aktuellen ERGO Werbefeldzuges? In seiner Präsenz  gleicht dieser Feldzug wohl augenblicklich mehr einer Schlacht, in seinen Ausmaßen mehr einem Glaubenskrieg. Fragt sich nur wer die Gegner sind, wenn nicht wir 82 Millionen „Gründe“. Jedenfalls war Werbung in Deutschland selten so penetrant und selbst dort, wo ihre Plakatmotive, Filme und Anzeigen zunächst stilistisch gefallen, nerven sie irgendwann.
Oder ist es die Tatsache, dass die ERGO auf einmal so verständnisvoll tut? Dass sie also versucht, uns noch schnell mehr Verständlichkeit und Klartext als Edelmut unterzujubeln, bevor es sich rumspricht, dass sie damit nur der aktuellen gesetzlichen Verpflichtung von Versicherungsanbietern nachkommt, ihre Vertragsbedingungen zukünftig transparenter zu gestalten und gewisse Kostengeheimnisse zu lüften? – Geht uns also erst richtig die Scheinheiligkeit auf die Nerven, mit der die Kampagne versucht, aus der Not eine Tugend zu machen.

Fast könnte uns die ERGO leid tun. Wer Selbstverständlichkeiten als Vorteil verkaufen muss, dem fehlen offenbar echte Inhalte oder Vorzüge und der hat ein echtes Problem. Das ist doch in etwa so, wie wenn in einem Arbeitszeugnis steht, der Arbeitnehmer sei immer pünktlich erschienen und habe sich seinem Können entsprechend redlich bemüht.

Aber noch ein Anliegen hat die arme ERGO. Sie will nun unbedingt diesen Namen, diese Marke bekanntmachen.

Bild: ERGO

Dabei heißt intern die Zusammenfassung verschiedener altbekannter Versicherungen zu einem Unternehmen schon seit einigen Jahren ERGO. Offenbar sollen die alten Schläuche jetzt auch nach außen ausgetauscht werden, in denen freilich der alte Wein weiterhin fließt. Dass der alte Wein weiterhin darin fließt, das ist bei einer Versicherung ja wiederum nicht nur Tugend sondern Notwendigkeit.

Also verbergen sich unter dem Deckmantel der Tugend gleich zwei Nöte und so ist zu befürchten, dass zwei Nöte auch zwei Budgets mit sich bringen und die Werbeschlacht einen langen Atem hat.

Schade, denn aus dem irgendwie verlässlichen Langweiler Versicherung ist nun eine penetrante Anbiederung geworden, ein echter Störfaktor, der  Abstand und Zurückhaltung geradezu erzwingt. (Das sehen sogar die Mitarbeiter so.) Und das in einem Land, in dem Versicherung ohnehin eher als Schimpfwort oder bestenfalls notwendiges Übel gilt.

Nein, die ERGO tut nicht leid, sie nervt. Herr Kaiser, der könnte einem jetzt leid tun, aber der hat sich ja rechtzeitig aus dem Staub gemacht. Da könnte dann glatt Neid aufkommen.
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GELD€KOMPAKT

Die fortschrittlichste Zeitung Deutschlands – zumindest was Lesefreundlichkeit in praktischer wie intellektueller Hinsicht angeht – berichtet heute fast unglaubliche Dinge über die weltbeste Währung – zumindest was Kriterienfreundlichkeit in politischer wie finanzieller Hinsicht angeht.
Kürzungen, Rettungspakete, Schutzschirme und alles in einem Atemzug, das ist kein Problem für die Kanzlerin und ihren Euro. Letzte Gegenstimmen werden das auch noch begreifen und lernen, sich nicht mehr aus diversen Fenstern zu lehnen.

Gerüchte, dass Frau Merkel jetzt heimlich auf alte politische Hausmittel à la Haubenrobin zurückgreifen wolle,  ließen sich bislang allerdings nicht bestätigen. Auch wenn die Kanzlerin unter Umständen Russell sogar lieber mag als Kevin oder Errol, scheint sie für Abenteuerromantik nach wie vor wenig empfänglich. Seis drum, wäre ja auch nur so eine Idee!

Eine ganz andere Idee und noch dazu bestechend wirksam, wurde dabei klammheimlich, völlig ohne Aufsehen und offenbar auf dem ganz kleinen Dienstweg umgesetzt: Der Euro wurde kurzerhand abgeschafft und stattdessen nun der Euro eingeführt. – Zwar wurde das Manöver weltweit recht bald durchschaut, woraufhin die Medien meldeten: „Der Euro gibt nach“. Dennoch hat der Euro nach alledem noch einen Kursgewinn von sage und schreibe 27 % zu verzeichnen.

Wenn das mal nicht gute Nachrichten zum langen Wochenende sind. Da kann heute abend für den neuen Euro gleich ein gutes Viertel mehr panikhaft eingekauft werden. Oder anders betrachtet kann morgen trotz Feiertag für rechnerisch rund einen Alteuro pro Liter getankt und gekaffeefahren werden. Da schmeckt Omis Sahnetorte doch fast nochmal so gut. Und es könnte vielleicht sogar gelingen, den Steueranteil von 86 Cent pro Liter Benzin wenigstens für die drei Tage mal halbwegs unerwähnt zu lassen (für Nachrechner).
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Bayerisch, deutsche Reinheit

Es ist geschafft, die tausend Liter sind ausgetrunken! Weißbier vom Hacker, Kellerbier vom Hofbräu und Dunkles vom Augustiner gabs frei außer Haus. Von elf bis viertel vor drei hats gedauert, dann wars weg, das Bier, das der Bayerische Brauerbund und die Münchner Brauereien heute zur Feier des Tages, aus dem Brunnen vor dem Haus des Bieres am Oskar-von-Miller-Ring, sprudeln ließen.

Tag des Bieres und Reinheitsgebots
Bild, Quelle: Bayerischer Brauerbund e. V.

Gefeiert wurde wie jedes Jahr der Tag des deutschen Reinheitsgebotes, das eigentlich das bayerische ist.
Am Georgi-Tag, dem 23. April 1516 erließen es die bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. in Ingolstadt.
In Deutschland gilt es nämlich erst seit dem 3. Juni 1906, als das Deutsche Reich das Reinheitsgebot durch Reichsgesetz für die Bierherstellung einheitlich übernahm.

In anderen Regionen waren bis dato beispielsweise Malzsurrogate wie Reis, grüne Stärke oder Kartoffelmehl zugelassen. Das ist nun gottseidank schon eine Weile Vergangenheit.

Heutzutage werden solche gemeinen Zutaten in Deutschland  nur noch für den Export verwendet. Na da gehörts hin, die machen das ja bei sich genauso, was wir im Urlaub immer wieder schmerzlich erfahren müssen, gell!

Inzwischen braucht man übrigens zum Biergenuss gar nicht mal mehr das eigene Haus verlassen, auch hier ist Bayern wieder ganz vorn an. Der volle Genuss und sogar katerfrei: Virtueller Biergenuss

Darauf ein virtuelles Prost!
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Wochte am Sonntag: Oscar verdächtig

Endlich hat ein Deutscher mal wieder einen Oscar bekommen! Nichts gegen Kurzfilm-, Fremdsprach- und Filmtechnikoscars, bei letzteren sind wir ja auch schon fast ein wenig verwöhnt, aber so ein richtiger Oscar, das ist doch der für einen Schauspieler.
Selbstverständlich bekommt ein Deutscher seine Darstellung maximal als Nebenrolle anerkannt, egal wie umfangreich oder tragend sie war, aber das ist nunmal so, besser als nichts.
Selbstverständlich bekommt ein Deutscher auch nur für die Darstellung eines Nazis einen Oscar, alles andere können die Amis ja auch selbst viel besser verkörpern.
Dass Christoph Waltz der alte Schlawiener gar kein Deutscher ist, das wissen die Amis ja zum Glück nicht und das wird auch nicht verraten, sonst bekommen wir deutschsprachigen Mitteleuropäer nicht mal mehr Komparsenrollen, wenn Tarantino demnächst den Mauerfall umschreibt und an Originalschauplätzen in den Babelsberger Studios verfilmt. Brad Pit spielt darin einen Bananenschmuggler, mit gefälschten Papieren, der ganz aus Versehen zum letzten Staatsratsvorsitzenden aufsteigt.
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Plattschuss aktuell: Rauchzeichen

Aus noch aktuellem Anlass, gerade für Kurzentschlossenschenker brisant:

Warnhinweis

Der Verlag Knaur bietet ein Buch von Oliver Kuhn an, das den Titel trägt: „Endlich Raucher! [100 gute Gründe (wieder) zu rauchen.]“
Dabei ist die Aufmachung einer Zigarettenschachtel nachempfunden, mit dem ersten Teil des Titels als Marke und der Beititel ist optisch als Warnhinweis ergänzt.

Die reißerische Aufmachung dieses Büchleins verlangt eine entsprechend strenge Prüfung seines Anliegens, denn es ist nicht ohne weiteres ersichtlich, ob es ernst oder ironisch gemeint ist. Auch der Umschlagtext lässt den Leser im Ungewissen, zumindest ist kein Hinweis auf Ironie ersichtlich (allerdings wäre das der Ironie auch nicht unbedingt zuträglich).

Analyse:
Im Wesentlichen gibt es vier Möglichkeiten der Intention des Autors:

  1. Für die Raucher in diesen rauheren Zeiten eine Lanze brechen.
  2. Eine Nichtraucherfibel durch die Hintertür.
  3. Einen humoristischen Umgang mit dem oft stimmungserhärtenden Thema anschieben.
  4. Auf der Welle mitschwimmen und mit wenig Aufwand Kohle machen, solange das Thema es hergibt.

Mit den im Büchlein recht beliebig zusammengerafften Fakten und Betrachtungen zum Thema Rauchen schafft der Autor keine konkrete Aussage oder neue Sichtweise.
Stattdessen sind die gesammelten Informationen immer aus zwei Sichten interpretierbar, nämlich unmittelbar oder im Gegenschluss, also eventuell auch ironisch.
Nun sind die Schlüsse aus den gebotenen Informationen meist weder von unmittelbarem Wert, noch sind sie geeignet, einen Umkehrschluss zuzulassen, der eine Grundlage für Ironie darstellen könnte.
Beispielsweise ist die Information, die markig bereits auf dem Umschlagtext genannt wird: „Alle Nichtraucher sterben!“, eine Information von geringem Neuwert. Sie wird auch im Gegenschluss nicht reicher, denn alle Raucher sterben auch. Aber nicht weil sie Rauchen, sondern weil, wie wir alle wissen, einfach alle sterben, unabhängig davon ob sie Rauchen oder nicht. Und ohne geeignetes Differenzierungsmoment, entsteht im Umkehrschluss keine Doppeldeutigkeit und auch keine Ironie.
Als weiteres Beispiel sei der scheinbare Appell angeführt, der dazu aufruft, mehr zu rauchen, um den Tabakbauernfamilien in Schwellenländern ihr Auskommen zu sichern. Allein 100 Personen, die das Rauchen aufgäben, könnten einer solchen Familie die Existenz zerstören, die Kinder könnten nicht mehr zur Schule gehen etc.
Auch das ist nicht lustig. Wer ein ganz ein bisschen weiterdenkt und wem das Wohlergehen solcher Familien am Herzen liegt, der sollte vielleicht nicht nur den minimalen Lohnanteil bei Rauchwaren spenden, sondern lieber gleich die ganze Summe, die er ansonsten verraucht. Insbesondere bei einem Produkt, dessen Kaufpreis über 70% Steuern enthält. Der Umkehrschluss zeigt also, dass der Raucher eher ein alter Geizkragen ist, wenn es um das Unterstützen Bedürftiger durch Rauchen geht.
Mit solchen Kurzschlüssen möchte der Autor doch nicht ernsthaft die Intelligenz der Raucher beleidigen?
Über solche Informationen und Statistiken hinaus, gibt es noch Auflistungen wie Zigarettenmarken und ihre Rauchertypen und ähnliches auf Boulevardjournalismusniveau.

Ergebnis:
Zu 1.: Da Raucher von den Informationen bzw. ihren Gegenschlüssen, die zumeist als ironische Umkehrschlüsse nicht taugen, eher verhonepiepelt werden, ist ein Lanzenbruch gänzlich außer Reichweite.

Zu 2.: Als Folge von 1. könnten Raucher die Lust verlieren, aber wohl eher an der Lektüre, denn am Rauchen.

Zu 3.: Zur Vermittlung schiebt das Büchlein wohl kaum an, eher bringt es beide Lager gegen sich auf.

Zu 4.: Das Thema ist in aller Munde, der Zeitpunkt gut gewählt. Der Autor ist sich auch nicht zuschade, den Titel seines Buchs (spöttisch) an den wohl bekanntesten (aber ernstgemeinten) Titel zur Thematik „Nichtrauchen“ anzulehnen und damit in dessen Fahrwasser mitzuschnorcheln. Mit der plakativen Aufmachung, der provokanten Hauptaussage und dem Spiel mit „verbotenem“ oder wenigstens anrüchigem, werden schließlich alle Mittel genutzt, die ein Produkt unabhängig von seinem Inhalt interessant machen. Dieser Opportunismus muss dem Autor schlicht unterstellt werden.

Fazit:
Das Buch, das aufgrund seines geringen inhaltlichen Nutzwertes wohl auf den Geschenkmarkt abzielt, dort wo die Geste, der Umschlag und seine plakative Wirkung eher entscheidet, als sein Inhalt, ist seinen Preis nicht wert und normalerweise auch die Zeit es zu lesen nicht. Der Autor dieser Zeilen, hat die Herausforderung sportlich genommen und den quantitativ überschaubaren Inhalt in kurzer Zeit erfasst. Für reinen Zeitvertreib taugt das Werk also in jeder Hinsicht nur sehr bedingt.

Empfehlung:
Zum Anfixen: Ungeeignet!
Zum Eigenbedarf: Straffrei auf Bewährung!
Zum Verschenken: Gefährlich da verprellend!

Schließlich: Kaufen unterstützt Buchmissbrauch und Verlagskartelle!
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Ein paar Lokalanekdoten, nicht unbedingt nur aus dem Restorang oder Speiselokal

In einer kölner Bäckerei sind „Berliner“ im Angebot und ein Kunde im Anmarsch:
„Min Jung, was darfs sein?“
„Hä? Ick bin en Berliner, wat se da verkofen, det sind Pfannkuchen!“

Umgekehrt würde die Bäckereifachangestellte, in beispielsweise einer münchner Bäckerei, auf die Bestellung eines Berliners ziemlich verständnislos reagieren, selbst wenn die Theke dort randvoll mit Krapfen gefüllt wäre? Ganz egal, wie „Bestellung eines Berliners“ eigentlich genau aussieht. Also ob einer einen Berliner bestellt oder ein Berliner bestellt, nämlich einen Pfannkuchen.
Eine deutliche Steigerung und im Grunde schon fast den Gipfel eines preußischen Affronts, stellte es gar dar, ein Frikadellenbrötchen zu bestellen. Ein Verhungern vor der prachtvollen Auslage mit reichlich Fleischpflanzerlsemmeln, wäre wohl kaum zu vermeiden.

In der wiener Nachbarschaft indes empföhle es sich am Würstelstand freilich, „a Eitrige mit an Bugl, an Blech und an Käuuu“ zu verlangen.
Natürlich erhielte man dann eine leckere Käsekrainer mit Scherzerl, Dosenbier und einen Keil.
Wie bitte, immer noch nicht sicher? Ach zur käsegefüllten Wurst wäre ein Scherzerl ein Bugl, ein Buckel, also das Ende vom Brot und der Keil dazu eine herzhafte Pfefferoni.

Mahlzeit!
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Fünf Fragen, politisch brisant bis inkorrekt …

… entsprechend der momentanen Lage:

Woher weiß ich, ob ich auf Formaldehyd allergisch bin? – Nur wegen der Impfung jetzt!

Warum hat man manchmal den Mund voller richtiger Wörter, aber die falschen liegen auf der Zunge im Weg?

Kann Beinhalten mit Hinterlist mitunter auch Vorlast beinhalten?

Wenn etwas übertieben eitel ist, warum vereitelt es sich dann nicht?

Warum wird der Rummel um Michael Jackson so übertrieben, dass sich mittlerweile viele fast wünschen, er wäre gar nicht gestorben?
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Spektakulativ

Stellen Sie sich vor, der schnellste Mann der Welt wird ermittelt, er rennt noch schneller als gedacht und es gehen gar nicht alle hin!

Die Voraussetzungen hätten besser nicht sein können: Das Wetter war toll, Politik und Weltgeschehen benötigten unsere Aufmerksamkeit grade noch weniger als sonst, es war ein äußerst spannendes Duell angekündigt, auch die anderen Disziplinen versprachen großartiges, es war Sonntag und der Tatort nur eine Wiederholung.

Warum nur ist bei einer Leichtathletik Weltmeisterschaft in Berlin das Olympiastadion nicht ausverkauft? Das Interesse an Sensationen ist so alt wie die Menschheit. Zu früheren Zeiten hätte ein nicht unbedeutender Teil der Wettkämpfe vor dem Stadion stattgefunden, nämlich um die letzten Eintrittskarten.

Die nachlassende Sensationslust kann wohl derzeit nur das Gespenst der Manipulation erklären. Viele mögen sich einfach denken, „solange ich nicht weiß, „wodurch“ solche Weltspitzenleistungen erzielt werden, interessiert es mich auch nicht.“

Ach … , in Norwegen wird übrigens die Lösung bereitgehalten! Wenn alle diesen Zaubertrank zu sich nähmen, dann würden wir vielleicht wieder alle zugucken wollen.

Ja, nee … :

isklarSchrift_web isklarFlasche_web

isklarSchriftzug

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Plattschuss aktuell: Verkehrsunfall

Eine derzeit weit verbreitete Anzeige* proklamiert:

Nicht alle Verkehrstoten hatten einen Unfall

und erklärt weiter in drei eher unbedeutenden Varianten: „Manche hatten einfach keine Ahnung.„, „… kein Kondom.“ oder „… sich einfach nicht im Griff.“ Im Bildhintergrund ist ein Bettlaken zu sehen, das vorhergegangene Aktivität andeuten soll.

Das ist irgendwie seltsam, nicht witzig, sondern recht platt und vielleicht sogar pietätslos, wenigstens den Verkehrsunfallopfern gegenüber. Aber warum?

Der Witz der Anzeige soll aus dem Verwechslungseffekt, der Doppeldeutigkeit resultieren. Der Leser denkt zunächst an etwas anderes als an das gemeinte. Der gedachte Gedankenfaden kreuzt den hintersinnigen. Die Auflösung der Verwechslung ist dann die Pointe. Soweit die Theorie.

Zur Verwechslung müsste die Aussage, so wie der Leser sie zunächst versteht, falsch sein und dann (zur positiven Überraschung), so wie eigentlich gemeint, doch richtig.
Begriffspaar zur Doppeldeutigkeit soll hier „Verkehrstote“ und „Unfall“ sein.

Konkret sollen die einen Verkehrstoten immer aus einem Unfall hervorgehen und die anderen nicht (oder wenigstens nicht immer).

Zunächst fragt sich, ob die notwendige Doppeldeutigkeit überhaupt besteht.
„Verkehrstote“ kommen meistens im Straßen-, Fern-, Nah- und Reiseverkehr vor. (Nehmen wir in Folge den „Straßenverkehr“,  als den anschaulichsten, stellvertretend für diese Gruppe).
Aber auch im Geschlechtsverkehr hat man schon von Todesfällen gehört, wenn auch seltener als dessen unmittelbare Folge. Etwas häufiger ist der Tod als mittelbare spätere Folge denkbar, vornehmlich nach Ansteckung mit tödlich verlaufenden Krankheiten.
„Geschlechtsverkehrstote“ wären also zumindest begrifflich denkbar.
Folglich sind zwei verschiedene Lebensbereiche angesprochen, auch wenn diese eigentlich genauer zu benennen wären, um das gesagte richtig einzuordnen. Immerhin, durch das Weglassen des ersten spezifizierenden Wortteils entsteht tatsächlich eine Doppeldeutigkeit – kreativ schwach, aber es funktioniert.

„Unfall“ müsste jetzt mit beiden Bedeutungen theoretisch als Folge in Beziehung stehen können. Das ist der Fall. Das Wort ist sogar so allgemein und vieldeutig, dass schier mit einer Unzahl an Begriffen in Beziehung stehen kann. Die nötige Sinnbeziehung bestünde nämlich auch noch in der Spezifikation „Verkehrsunfall“. Die Aussage lautete dann allerdings:
„Nicht alle Verkehrstoten hatten einen Verkehrsunfall.“
Das wäre exakter, erscheint jedoch stilistisch durch die Wiederholung eventuell nicht mehr sehr schön.

Nun müsste die Aussage in der ersten Bedeutung stimmen: Die einen Verkehrstoten hatten (alle) einen Unfall. – Das stimmt nur einigermaßen, denn es gibt Todesfälle im oder während des Straßenverkehrs, ohne Unfall. Denken wir nur an den Herzinfarkt, wenn auch häufig danach ein Unfall folgen mag. Allerdings ist das ebenso unmittelbar wie bei den Geschlechtsverkehrstoten. Mittelbare Todesfälle die sich später als Folge des Straßenverkehrs und seiner Auswirkungen auf den Menschen auswirken,  sind weniger erforscht, aber sehr wohl auch denkbar.
Es fällt also auf, dass die Aussage zwar irgendwie stimmt, aber mindestens ebenso ungenau ist wie die Betrachtung des Todes als Folge von Geschlechtsverkehr.

Kommen wir noch zur weiteren (doppelten) Bedeutung der Aussage: Die anderen Verkehrstoten hatten (meist) keinen Unfall. – Hier liefert die Anzeige selbst die Erklärung: Diese Toten haben wohl etwas falsch gemacht, was nicht als Unfall gelten kann. Also sind sie selbst Schuld!
Wie würde das wohl derjenige sehen, der unmittelbar am Geschlechtsverkehr starb oder wie empfindet das sein Partner?
Wie scharf darf die Trennung zwischen Unfall und Selbstverschulden gezogen werden? Gerade in den Varianten: „keine Ahnung“ oder „sich nicht im Griff“.
Passt hier der Grundsatz „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“! Geht es denn überhaupt um Strafe? Das sind unangenehme und tiefgreifende Fragen, das ist klar, aber genau da hört der Witz eben auf!

Dass die Konstruktion der verbalen Doppeldeutigkeit zudem auch holprig und platt war, macht es nicht besser.

Richtig schlimm ist jedoch die Verunglimpfung all jener, die für ihren Verkehrstod wirklich nichts können. Da ist es auch egal, welche der Doppeldeutigkeiten betroffen ist. Ob es der unverschuldete Straßenverkehrstote ist, der durch Gleichsetzung mit beispielsweise Kondomvergessern herabgewürdigt wird oder vielleicht derjenige, der durch Täuschung oder Gewalt zum ungeschützten Geschlechtsverkehr bewegt wird und sich ansteckt. Auch, dass das zuletzt genannte Beispiel im Vergleich seltener vorkommt, ändert nichts an seiner Schrecklichkeit.

Wer witzig oder originell sein will, muss umso genauer arbeiten, das ist bestens bekannt. Die schwache Konstruktion der Pointe, die nur mit viel Wohlwollen überhaupt schlüssig wird, wäre mit einem milden Lächeln vergessen (und die Anzeige ebenso), die Pietätlosigkeit der (hoffentlich nur übersehenen) Deutungsmöglichkeiten der Aussage sind dagegen unverzeihlich.
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*Michael Stich Stiftung mit Euro-Leasing (Anzeige)

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Wochte am Sonntag: Scheiß Sommer!

Das muss mal so festgestellt werden dürfen, wie es ist. Noch mal ganz laut:
S c h e i ß  Sommer!
10 Dinge, die uns dieser „Sommer“ versaut hat:

  1. Die ganze Vorfreude auf Unternehmungen wie beispielsweise den hübschen Picknickkorb, den es zum Geburtstag gab, angemessen einzuweihen.
  2. Die Form, denn jedes Mal, wenn wir Laufen gehen wollen, fängt es wieder zu regnen an.
  3. Die Laune, weil der Körper ohne Sonne nicht genug Serotonin produzieren kann und weil er auch mehr Melatonin produziert, das uns so müde sein lässt … .
  4. Das Stöhnen über die Sauhitze.
  5. Den Braunen Bär am Kiosk im Freibad, als Belohnung für die schier verbrannten Fußsohlen, beim Anstehen auf den heißen Steinplatten.
  6. Den großen Bär in einer lauen Nacht, in der man einfach nur auf dem Rücken liegend mit der Freundin nach Sternschnuppen Ausschau hält und währenddessen sein gesammeltes Sternbilderwissen zum besten gibt.
  7. Die Angst in Besprechungen, jemand könnte vorschlagen wegen der Hitze die Jacketts auszuziehen, weil man sicher weiß, die eigenen Schweißflecken am Hemd sind größer als die noch trockenen Stellen.
  8. Die Freude auf einen richtig kalten Winter mit gutem Schnee.
  9. Die Sonntage, die verdienen ihren Namen nicht mehr.

Nein, dieser Sommer verdient noch nicht mal die die vollen 10 Dinge Aufmerksamkeit. Wenn wir noch einen Moment nachdenken, fallen uns 100 weitere verhunzte Dinge ein, aber unsere Laune ist schon schlecht genug.

Wann ist dieser Sommer endlich vorbei?
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Wochte am Sonntag: Himmel und Hölle

Da muss ein echter Teufelskerl dahinterstecken, so der erste Eindruck!

Es gibt ja so allerlei Medien und Möglichkeiten seine Botschaften loszuwerden. Das Auto als Botschafter ist gewiss nicht neu, aber in dieser Schlüssigkeit und Vielfalt nur selten zu finden. Hier scheint einschließlich der feurigen Lackfarbe einfach alles zu passen.
Himmel und HölleOb sich der Fahrer im Fahrzeug befand war infolge der Metallfolie nicht feststellbar. Und schon stellen sich wieder Fragen. Wollte er sich vor dem Himmel schützen, also genaugenommen vor dessen Sonnenlicht? Oder hatte er gar die Hitze der Hölle dort drinnen und wollte diese für sich behalten? Auch wenn er keine Angst vor dem Teufel hat, heißt das noch nicht, dass er sich auch nicht vor der Hölle und der Hitze fürchtet.

Nun, ist das jetzt ein Kunstwerk, eine Warnung oder einfach ein Wohnsitz? Letzteres würde zumindest die Abdeckung erklären, wenn der Eigentümer gerade zu Bett wäre. Doch wie lautet die Quintessenz? Wofür wird Gott denn üblicherweise sonst so gebraucht?
TeufelszeugUndWahrheitsfdg_webIn welchem Verhältnis stehen überhaupt Teufel und Gott? Schon kleine Kinder lernen, dass der liebe Gott uns vor dem Teufel bewahrt. Der erste Theaterbesuch, offenbart dem etwas größeren Kind jedoch, dass es der Kasperl ist, der den Teufel mutig in die Flucht schlägt. In der Schule spätestens wird es noch mal komplizierter, plötzlich gibt es viele verschiedene Namen für Gott, dann stehen Fegefeuer, Verdammnis und der Himmel oder das Paradies zur Wahl und die Möglichkeiten der Steuerung, also sich zu versündigen, werden auch vielfältiger. Aus welchem Kenntnisstand also spricht der rätselhafte Fremde zu uns. Vermutlich kennt er das mit dem Kasperl noch nicht, denn sonst hätte er anderes verglichen.

Weiterhin sollen wir „die Wahrheit finden, solange wir es noch können“. Warnt uns da der schon Leid tragende? Wohl nicht, denn wenn er die Wahrheit nicht mehr finden könnte, hätte er auch nicht die Erkenntnis uns zu mahnen, es sei denn jemand anderes hätte ihm zur Wahrheit verholfen. Wer könnte der Retter sein? Ein Hatamoto vielleicht oder sogar jener Teufel? Wenn ja, wo finden wir diesen Teufel – unabhängig davon, ob wir Angst vor ihm haben oder nicht. Sitzt er vielleicht bei der Zulassungsstelle?Teufelskiste_web
Fing vielleicht damit alles an. Das Auto war rot, da war noch nichts entschieden, dann kam die Nummer, Vorahnung, Angst und Resignation: „Akzeptiere Dein Schicksal, den Teufel und befreunde Dich mit ihm“.
Nein, die Lösung folgt aus knallharter Kalkulation! Plötzlich wird auch klar, warum er nicht, wie es konsequenter schiene, Anhänger der Roten Teufel aus der Pfalz ist, sondern einer der Bayern. Wenn der Halter des Wagens nicht zufällig die Initialen F. U. trägt, dann hat er – Teufelskerl hin oder her – tatsächlich den Dreh raus: „Fuck U Teufel!“

Einfach allem Bösen in der Welt den nackten Arsch zeigen! Das ist es doch! Dann kann Dir nichts mehr passieren!. Das ist die Wahrheit und gottlob haben wir sie gefunden, bevor wir nicht mehr können. Einfach nur den nackten Arsch zeigen, oder den richtigen Finger heben. Ähh …, was heißt eigentlich „gottlob“? Freudscher Verschreiber? Gott fährt doch wohl nicht Ford! Und ist gar so verschmitzt?
Die Vermutung allerdings, der Fahrer habe versucht, das Feuerwehrzufahrtsschild im Hintergrund umzufahren, ist bisher nicht bestätigt.
Eins ist jedoch gewiss, bremsen sollte man Autos nicht durch Festhalten am Kotflügel, auch nicht, wenn man drinnen sitzt. Das jedenfalls hat inzwischen auch der Fahrer festgestellt. Da hat ihm auch seine ganze Litanei und Dekoration nichts genützt. Offen bleibt, ob Gott ihm geholfen hätte, wenn er gedurft hätte. Vielleicht hätte der Fahrer aber auch einfach mit dem Gesicht nach vorne fahren sollen, statt allen ständig die anderen zwei Backen zu zeigen.

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So ein Pelz ist doch was feines

Und unsere Alternativen wachsen weder im heimischen Garten, noch so mir nichts dir nichts, höchstens uns schon längst über den Kopf!

Baumwolle wird zwar nur auf 2,4% der weltweit verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche angepflanzt, jedoch werden dort 11% aller Pestizide und 24% der Insektizide verspritzt und zwar pro Saison durchschnittlich 20-25-mal.
Baumwolle ist nämlich aufgrund ihrer langen Wachstums- und Reifeperiode besonders schädlinganfällig und wird meistens als einjährige Kultur angebaut.

Pro T-Shirt kommen rund 150 g Gift auf den Acker, dazu je Hektar 200 kg Mineraldünger (Westafrika) bis zu 600 kg (USA).
Der effektive Einsatz von Pflückmaschinen erfordert chemische Entlaubung (z.B. Totalherbizid Roundup (Monsanto)) und der Schutz vor Schimmel, Stockflecken und Schädlingen bei Transport und Lagerung, Konservierungsstoffe, wie etwa Formaldehyd.

Nach Schätzungen der WHO vergiften sich bei Unfällen mit Spritzmitteln jedes Jahr weltweit 500.000 bis zwei Millionen Menschen, bis zu 40.000 davon tödlich.

Baumwollfelder machen rund die Hälfte aller bewässerten Agrarflächen der Welt aus (60% aller Baumwolle). Das erfordert etwa 6% des globalen Süßwasserverbrauchs.
Effiziente Bewässerungsanlagen benötigen 7.000 Liter Wasser für die Erzeugung von einem Kilogramm Baumwolle, schlechte Anlagen bis zu 30.000 Liter. (Pestizide reichern sich so in Teilen des Trinkwassers sowie in Lebens- und Futtermitteln an).
Anschaulicher heißt das pro T-Shirt werden rund 1.400-6.000 Liter Wasser verbraucht. (200g wiegt ein durchschnittliches T-Shirt bei Größe M-L, bessere Qualität.) Eine Jeans wiegt etwa das 3-4 fache. Dabei sind  Verluste von Baumwolle zwischen Erzeugung des Rohmaterials und Endzuschnitt des Stoffes außer Acht gelassen.
Bei jährlich 25 Mio. Tonnen Baumwolle werden 300 Billionen Liter Wasser verbraucht – viermal so viel wie für die Befriedigung des Grundbedarfs aller Menschen nötig ist.

Baumwollsaatgut wird vorwiegend in Indien produziert. Laut einer Studie der GRCS (Global Research and Consultancy Services) arbeiten rund 450.000 Kinder bei Kreuzung der Pflanzen sowie Ernte und Aussaat. Eine im Juni 2007 erschienene Studie brachte ans Licht, dass in Indien immer noch Kinder für die Bayer-Tochterfirma Pro Agro tätig sind, obwohl Bayer seit 2002 von Kinderarbeit in der Zulieferkette weiß. Die Kinder leben den Untersuchungen zufolge in Schuldknechtschaft und sind auf den Feldern ständig Pestiziden ausgesetzt.

Rund 43 Prozent der Baumwollpflanzen sind genmanipuliert. Hauptanbauländer für Gen-Baumwolle waren 2007 Indien (6,2 Mio. Hektar), die USA (4 Mio.) und China (3,8 Mio.). Der Gentechnik-Anteil in den USA betrug im Jahr 2007 bereits rund 90 Prozent, in China und in Indien je 66 Prozent. Daneben ist der Anbau auch in Argentinien, Australien, Mexiko, Kolumbien und Südafrika zugelassen. In der EU ist die Aussaat von Gen-Baumwolle bisher nicht gestattet, ein entsprechender Antrag von Monsanto liegt vor.

Die transgenen Baumwoll-Linien besitzen lediglich zwei verschiedene Eigenschaften. Der Einbau von Genmaterial aus dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis (Bt) macht sie toxisch für Insekten wie den Baumwollkapselbohrer. Andere Linien sind widerstandsfähig gegen Totalherbizide von Agrochemiekonzernen wie Monsanto oder Bayer. Der Anteil mit beiden Eigenschaften (gestapelten Genen) betrug in den USA 2007 bereits rund 42 Prozent.

Resistenzen der Schadinsekten wie des Baumwollkapselbohrers gegen das in der Baumwolle eingebaute Bt-Gift nehmen bereits wieder Überhand, zudem nehmen andere Schädlinge den enstehenden im Freiraum im Ökosystem ein.
Die Bauern zahlen für Saatgut und mindestens so viele Insektizide wie zuvor und überschulden.

Soweit zwar nicht gut, jedoch noch immer nicht kleidsam. Folgendermaßen wird noch – hoffentlich nicht Hand – angelegt:

Schlichten erzeugt auf den Fäden einen synthetischen Schutzfilm gegen die Belastungen beim Weben.
Entschlichten wäscht diesen Schutzfilm mit Lösungsmitteln wieder aus.
Bleichen mit Chlorverbindungen bringt u.a. eine gleichmäßige Saugfähigkeit und giftige Nebenprodukte wie Dioxin.
Färben mit Azo- und Benzidinfarbstoffen gilt als krebsgefährdend, ist aber billig und wird deshalb in Niedriglohnländern noch praktiziert. Als Farbfixierer kommen oft allergieauslösende Nitro- oder Nitroseverbindungen auf den Stoff, sowie optische Aufheller für leuchtendere Farben.
Veredelung (Appretur) – mit Kunstharzen (formaldehydhaltig) und Weichmachern vermindert z.B. Einlaufen und Knitteranfälligkeit bei 90 % der Baumwollstoffe.

Es werden bis zu 8000 verschiedene Chemikalien, wie z.B. Formaldehyd, organische Halogenverbindungen und giftige Schwermetalle, sowie rund 4000 Farbstoffe eingesetzt.

Oft bleiben schließlich nur rund drei Viertel des Stoffes Baumwollfasern. Die restlichen Anteile sind Farbstoffe, Polyacryl, Harnstoff-Formaldehydharz, Weichmacher und optische Aufheller, die als so genannte Ausrüstungsstoffe nicht angegeben werden müssen.
2 – 10% der Textilhilfsmittel und Farbstoffe verbleiben auch nach mehrmaligem Waschen in den Textilien.

So wird z.B. zur antimikrobiellen Ausrüstung die Chlorchemikalie Triclosan eingesetzt, die durch Schweiß im Körper anreichert werden und die Leber schädigen kann (Das Bakteriengift wird z.T. auch in Deodorants verwendet, was jedoch in einigen Ländern mit gleicher Begründung bereits verboten ist).
Auch krebserregende (europaweit verbotene) Azofarbstoffe tauchen bei Stichproben immer wieder auf.
Für das ebenfalls krebserregende Formaldehyd gilt ab einer Konzentration von 1500 mg/kg die Kennzeichnungspflicht „enthält Formaldehyd“. Erste gesundheitliche Belastungen können aber schon ab 300 mg/kg auftreten.
Mottenschutzmittel, Formaldehyd, Azofarbstoffe, antimikrobielle Ausrüstungen, Farbstoffe und Rückstände aus der Textilpflege, wie z.B. optische Aufheller, Duftstoffe und Enzyme können gerade bei Kindern und empfindlichen Personen Hautreizungen, Allergien, Augen- und Schleimhautreizungen oder andere Gesundheitsschäden hervorrufen. Insbesondere feuchte Textilien geben durch das Quellen der Baumwollfasern diese Schadstoffe direkt an die Haut ab.

70% der Textilchemikalien und 20% der Farbstoffe gelangen während oder nach der Verarbeitung in die Luft oder ins Abwasser. Besonders problematisch sind Farbstoffe, die sich in der Kläranlage so gut wie nicht abbauen.
Pro Kilogramm veredelter Ware müssen etwa 70 g Klärschlamm entsorgt werden. Allerdings landen bestenfalls 50 bis 80 Prozent der Chemikalien im Klärschlamm. Der Rest gelangt in die Flüsse und belastet das Trinkwasser.

Was lange gärt wird gut oder so ähnlich, aber wo isses denn jetzt überhaupt?

Aufgrund des Preisdrucks auf dem Textilmarkt werden Baumwollfasern hauptsächlich in Niedriglohnländern verarbeitet. Dabei können die unterschiedlichen Verarbeitungsschritte in völlig verschiedenen Regionen der Erde stattfinden. Anbau z.B. in Kasachstan, den USA, China, Indien, Pakistan oder Usbekistan, gesponnen wird das Garn in China, gefärbt auf den Philippinen, gewebt wird der Stoff in Polen. Vernäht wird in Bangladesch, auf den Philippinen, in China oder Thailand, wo auch die Etiketten und Futterstoffe aus Frankreich eingenäht werden. Zusammengenäht wird in der Regel in den „Sweatshops“, die in extra dafür ausgewiesenen „Sonderwirtschaftszonen“ liegen. Die fertig genähte Jeans wird jetzt nach Griechenland transportiert. Hier wird sie noch für den „Washed Out“-Effekt mit Bimsstein bearbeitet, bevor sie in die Läden reist. Ein konventionell hergestelltes Kleidungsstück reist auf diese Weise bis zu 50.000 km durch die Welt, bevor es im Kleiderschrank landet.

Keine Angst, 59 Prozent an der Weltfaserproduktion sind z.B. Chemiefasern aus der derzeitigen Textilproduktion.

Der Wasserverbrauch für die Herstellung von z.B. einem Kilogramm Polyacryl beträgt zwar „nur“ 210 Liter, der Energieaufwand ist hier aber zwei- bis dreimal so hoch wie beim Anbau von Baumwolle. Die Chemiefaserherstellung ist zudem durch den Verbrauch von Rohöl und schwermetallhaltiger Hilfsmittel gleichermaßen für Abwasserbelastung und Emissionen verantwortlich.

Fasermischungen und besonders Mischungen mit Elastan können außerdem nicht recycelt werden.
Schurwolle ist oft belastet, da die Schafe durch Pestizidbäder geführt werden, um Parasitenbefall vorzubeugen.
Seide von Maulbeerbäumen kann Rückstände von Spritzmitteln aufweisen, da die Bäume zum Schutz vor Fraßkonkurrenten der Raupen mit Insektiziden gespritzt werden.
Auch zellulosehaltige Ausgangsmaterialen für Textilien stellen eine große Belastung für die Umwelt dar. Bei der Verarbeitung von Zellulose (Holz und Kurzfasern der Baumwolle) zu Viskose, Modal, Lyocell/Tencel, Cupro oder Acetat werden enorme Mengen von Wasser, Chemie und Energie verbraucht.

Was kann man tun? Vielleicht lässt sich der Spuk irgendwie vertreiben?

Mehr als 600.000 Tonnen Alttextilien, umgerechnet rund 500 Millionen Textilien landen in Deutschland jährlich auf dem Müll. Bei der Verbrennung entstehen zum Teil hochgiftige Substanzen.

Wer seine Kleidung in die Altkleidersammlung gibt, sollte bedenken, dass rund 30 Prozent der Textilien in afrikanischen Ländern zu Preisen verkauft werden, die immer noch zu teuer sind, als dass die wirklich Armen sie sich leisten könnten.
Hier hilft als Orientierung z.B. das Zeichen „FairWertung“, das durch den Dachverband FairWertung e.V. an sammelnde gemeinnützige Organisationen, Händler und Sortierbetriebe mit transparenten, sozial- und umweltverträglichen Standards vergeben wird.

Na also! Da schließt sich doch der Kreis schon wieder.

Hauptinformationsquelle: Umweltinstitut München e.V.

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Wochte am Sonntag: Seltsamkeiten

So manch Kuriosum mag sich begeben oder es erfolgt auch nicht, zuweilen bleibt es bemerkt, gelegentlich wird es unerkannt:

Teilweise hat man mehr! – Oder besser bekannt: „Geteilte Freude ist doppelte Freude.“

Es soll schon vorgekommen sein, dass einer leer ausging und dann doch voll heimkam.

Stößt einem ein Geschehen zu oder stellt sich ein Hergang ein, bleibt dann auch ein Vorfall nicht aus?

Das Feststellen von Fehlerfreiheit ist im Grunde vor dem Untergang der Sache oder des dies Versuchenden nicht möglich.

Das Wort Fehlerfreiheit ist genau genommen bei Freiheitsstrafe zu verbieten.

Im schweizer Kanton Appenzell Innerrhoden ist kosequenterweise das Nacktwandern bei Geldstrafe (von 200 Franken) verboten. (ai.ch/de)

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Fünf Fragen zum Wohlbefinden trotz Krise

Tragisch oder nicht, auf einen Monat weiterer öffentlicher Resignation und Krisenstimmung, nur mühsam kurzfristig von Karneval, Fastnacht oder Fasching unterbrochen, folgt ein Monat …; na überraschen wird er uns vermutlich nicht und statt Karnefastsching gibt es bestenfalls Frühlingsanfang und die Sommerzeit.

Bleiben tun immer nur weitere offene Fragen:

Wie lange dauert die Krise noch, beziehungsweise welche Wahlen gibt es dieses Jahr?

Wie viele Glühbirnen muss man eigentlich ersetzen, damit ein Großjeep (neudeutsch SUV) einen Kilometer fahren kann?

Oder andersherum: Wie viele Glühbirnen lasse ich ausgeschaltet, wenn ich die U-Bahn nehme und welches Auto fahre ich dann nicht?

Wie viele Schnitzel kann ich stellvertretend essen, wenn der SUV-Fahrer Vegetarier ist?

Heißt SUV wirklich Super Unnötiges Vehikel?
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29. Februar, Monatsente

Die BRAU UNION ÖSTERREICH unterliegt Red Bull im „CO2 Streit“

APA/dpa 29.02.2009 Linz/Fuschl am See/Wien

Der österreichische Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat das zwischenzeitlich ausgesetzte Verfahren zur weiteren Entscheidung an das Landesgericht Salzburg zurückverwiesen, nachdem er die Verfassungsungemäßheit der Ungleichbehandlung der beiden Kontrahenten verneinte.
Zugrunde liegt der im Nachbarland inzwischen zu trauriger Berühmtheit gelangte Streit zwischen der BRAU UNION ÖSTERREICH AG und der Red Bull GmbH. Dem Streit vorangegangen war, ein Bußgeld der Stadt Linz aufgrund einer Anordnung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Lebensministerium, Bereich Umweltbundesamt). Der Bußgeldbescheid sah die Zahlung einer Strafgebühr in Höhe von Euro 178 546,23 für die Jahre 2005-2007 seitens der Brau Union vor. Diese habe in den fraglichen Jahren – die Ermittlung für die Folgejahre sei noch nicht abgeschlossen – eine sogenannte Überproportionalerzeugung von CO2 zu verantworten. Durch die Produktion und Inverkehrbringung großer Mengen Bier, eines stark kohlensäurehaltigen, sich großer Verbreitung erfreuenden und nicht notwendig näher zu charakterisierenden Getränks, habe sich der durchschnittliche Prokopfausstoß von CO2 in den fraglichen Jahren von zuvor 3,05 auf 3,87 Mal je Tag erhöht.

Dagegen hatte sich die Brau Union zunächst vor dem Verwaltungsgericht erfolglos gewehrt und noch im Jahre 2008 Red Bull am Landesgericht Salzburg auf Schadensersatz, hilfsweise Schadensmitübernahme verklagt. Die Brau Union ist der Auffassung, nicht nur nicht allein für die Aufstoßerhöhung verantwortlich zu sein, sondern behauptet mittels einer eigens in Auftrag gegebenen Studie nachweisen zu können, dass Red Bull mit seinem sich ebenfalls großer, wenn nicht größter Verbreitung erfreuenden sonstigen Getränk, in eklatant höherem Maße als ursächlich anzusehen sei. Nicht nur sei die Kohlensäurekonzentration in deren Produkt entsprechend höher, sondern fördere auch der unmittelbare Genuß aus dem zudem unweltunfreundlichen Einweggebinde konstruktionsbedingt die Prokopfabgabebereitschaft des Gases unverhältnismäßig. Von den intensiv olfaktorischen und auf ihre Schädlichkeit bisher nicht abschließend untersuchten Begleitstoffen sei noch zu schweigen. Sofern Red Bull nicht ebenfalls zur Prüfung bzw. Zahlung gebeten werde, so solle das Unternehmen wenigstens im zivilgerichtlichen Ausgleich seinen Anteil tragen.

Das Landesgericht Salzburg rief dann, zur Klärung des Sachverhalts und der Begründung der alleinigen Bebußgeldung der Union, die Linzer Behörde auf, die sich auf die Anordnung des Ministeriums und die Entscheidung des Verwaltungsgerichts berief. Die Firma Red Bull habe weder ihren Sitz noch eine Produktionsstätte in ihrem Zuständigkeitsbereich. Weder Fuschl am See noch die übergeordnete salzburger Behörde wollten Kenntnis von einer Produktionsstätte der Firma Red Bull haben. Damit greife die Anordnung schon gar nicht.

Diese Anordnung als Rechtsgrundlage zu prüfen war nun Aufgabe des VfGH. Dieser sah jedoch mangels Vergleichbarkeit der Fälle, weder einen Fehler in der Anordnung, noch in der Ungleichbehandlung der beiden Unternehmen.
Die Anordnung des Lebensministeriums habe bisher lediglich die Erzeugung des schädlichen Gases im Fokus. Eine Ausdehnung der Anordnung unterliege zunächst dessen Zuständigkeit sowie Ermessen und sei hier nicht Prüfungsgegenstand.
Soweit laut vorgelegter Ermittlungen und Gutachten ersichtlich, füge Red Bull seinem Getränkegemisch zugekauftes also vorhandenes CO2 bei. Die Brau Union erzeuge dagegen im Produktionsprozess eigenes neues CO2. Hierbei spiele es keine Rolle, auf welcher Dauer und Tradition dies beruhe. Auch änderten die dokumentiert erfolgreichen und für sich betrachtet durchaus honorierungswürdig erscheinenden Bemühungen um Nachhaltigkeit in den Bereichen Energie-, Wasser- und sonstiger Resourcenverbrauch nichts an der überproportionalen Prokopfgasausstoßerhöhung im Zuständigkeitsbereich der Stadt Linz. Ferner habe die Brau Union die Möglichkeit das beim Gährungsprozess erzeugte CO2 durch unmittelbare Vorkehrungen beliebig umfassend aufzufangen. Red Bull möge zwar einen – bisher unbestimmten – Anteil am Sockelprokopfgasausstoß haben, erzeuge jedoch das Umweltgift nicht selbst, sondern menge es ihrem Getränk lediglich bei. Damit sei aufgrund der Anordnung keine unberechtigte Ungleichbehandlung entstanden.
Die Fragen ob die Brau Union das bei Gährung abgefangene CO2 – äquivalent dem Produktionsprozess bei Red Bull – später dem Bier wieder zuführen könne oder gleich das Gas an Red Bull verkaufen dürfe, sei ebenfalls nicht Prüfungsgegenstand gewesen.
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Banktest

Freudestrahlend und bester Dinge gehe ich zu meiner Lieblingsbank. Jene Art von Bank, bei der man nicht sitzt, sondern steht und zwar am Schalter, davor und meist auch dahinter – letzteres zumindest in körperlicher Hinsicht.

Kaum betrete ich den Schalterraum – viel ist nicht los – bittet mich eine freundlich dreinblickende, halbwegs junge Dame, mit der Frage: „Kommen Sie zu mir?“ an ihren Stehschalter.
Mit bleibender Zuversicht und freudigem Gesichtsausdruck komme ich ihrer Frage nach.
Dreihundert Euro schönsten Bargelds befinden sich in meiner Börse – die Art von Börse, in die man Geld einlegt, nicht anlegt oder die Art von Börse, die man besitzt und nicht umgekehrt, aber das ist eine andere Geschichte.
Sogleich macht sie mir mit der Frage „Grüß Gott; was kann ich für sie tun?“, nun ein Angebot mit dem ich nicht gerechnet habe, was meine unzureichende Vorbereitung auf diese Situation beweist.
Aus Perplexität, Unflexibilität oder schierer Sturheit, sage ich einfach was ich mir vorgenommen habe. Dies tue ich nicht ohne Bedauern darüber, Ihr lieb gemeintes Angebot damit zu übergehen.

„Ich möchte in diesen für sie schwierigen Zeiten ein Zeichen setzen“ verkünde ich feierlich „und Ihnen, als meiner Bank, heute mein Vertrauen beweisen.“ Ihr Gesicht wirkt etwas regungslos, vielleicht leicht irritiert, aber in seiner Grundstimmung unbedingt freundlich. „Ich möchte dreihundert Euro auf mein Konto ‚ein’zahlen.“ fahre ich fort und das letzte Wort lasse ich uns dabei auf der Zunge zergehen, denn hierin konzentriert sich die ganze Feierlichkeit und Besonderheit meines Besuchs.

Nun lebt sie wieder auf, gewinnt ihre gesamte Sicherheit zurück, strahlt wie ein Honigkuchenpony. Sie scheint genau zu wissen, was sie jetzt zu tun hat. Sie fragt mich nach meiner Kontonummer, die ich ihr bereitwillig und auswendig aufsage, denn darauf war ich gefasst. Sofort beginnt sie auf ihrer Tastatur zu tippen und beobachtet gebannt den Bildschirm, der linker Hand an ihrem Stehschalter angebracht ist. Ganz zufrieden stellen konnte ich sie mit meiner Merkleistung offenbar nicht, denn sie stellt weitere Erkundigungen bei mir an:
„Wie ist denn ihre Adresse und ihr Geburtsdatum“.
Obwohl diese Rückfrage nun meine Verwunderung auslöst, reagiere ich gefasst und glänze mit weiterem auswendigem Wissen.
Jetzt nickt sie anerkennend und wirkt ganz zufrieden. Sie lächelt mich an, zieht ein Formular aus einem Ständer rechts und beginnt mit einem Kugelschreiber, der den Aufdruck der Bank trägt, meine Kontonummer in die kleinen Kästchen einzutragen. Kaum ist sie damit fertig, bindet sie mich schon wieder aktiv mit ein. Das ist didaktisch schlau und wahrscheinlich auch zur Kundenbetreuung geübt, davon gehe ich aus.
„Welche Summe darf ich für sie eintragen?“
Tapfer widerstehe ich dem Versuch zu sagen, sie solle am besten die ganze Summe eintragen, die ich ihr zuvor genannt habe. Denn ich bin mir sicher, sie fragt mich das nur, weil sie das bei diesem Vorgang an dieser Stelle immer tut. Es wurde ihr so aufgetragen. Sie hat das sicherlich schon viele Male gemacht und es ist zum Automatismus geworden. Deswegen muss sie nicht mehr nachdenken. Automatismen sind gut, denn sie sorgen dafür, dass nichts vergessen wird. Das gibt Sicherheit und das ist in einer Bank ganz wichtig. Und genau das bestärkt mich jetzt noch in meinem Entschluss, hier mein Geld aufzubewahren.
„Dreihundert“, sage ich stattdessen hilfsbereit und aus vollster Überzeugung. Sie schreibt flugs und schiebt mir zur Unterschrift das Formular und den Kuli hin. Während ich unterschreibe erlaube ich mir ergänzend zu bemerken: „Übrigens, sollte mal jemand vorbeikommen, der auf mein Konto Bargeld einzahlen möchte, auch wenn ich das nicht selbst bin, möchte ich ihnen hiermit herzlich die Erlaubnis erteilen, das trotzdem anzunehmen.“
Das irritiert sie jetzt aber auch nur ganz kurz und sehr freundlich lachend erwidert sie: „Jahaha, das halte ich allerdings für unwahrscheinlich!“

Beide sind wir offensichtlich sehr fröhlich darüber, dass wir uns so gut verstehen und diese tolle Stimmung hält weiter an, während ich mich bedanke und wir uns voneinander verabschieden. Weil sie so nett ist frage ich auch nicht nach, was daran so unwahrscheinlich sei, dass mir jemand Geld zukommen lassen möchte. Ich verlasse ihren Stehschalter und ich glaube sie auch. – Mensch das war einfach unheimlich nett.

Während ich wieder auf die Straße trete und mein Lächeln sich langsam verflüchtigt, kann ich mich des leisen Gefühls nicht mehr erwehren, dass wir irgendwo aneinander vorbeigeredet haben. Plötzlich werde ich fast traurig und überlege ob diese Lanze etwa ganz umsonst zerbrochen wurde?
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Wann kommt eigentlich der neue Bourne?

Früher dachte man, wann kommt endlich der neue Bond, aber nu isser schon wieder da und es interessiert einfach nicht. Soll man das schade finden?

Interessant ist, dass beim bekanntesten Internethändler bereits 100 Rezensionen zu einem Artikel vorliegen, dessen Erscheinen noch nicht mal terminlich angekündigt ist: Die DVD zu „James Bond: Ein Quantum Trost“
Weniger interessant, weil logische Konsequenz, ist im Gegensatz dazu die Meinungsspaltung, die die kleine Broccoli mit ihren krampfhaften und massiven Änderungen am Filmkonzept bewirkt hat. Dass das trotzdem schmerzt, spiegeln freilich die 100 Rezensenten wider.

Neuanfangsthematik und Geschichte vor der Fortsetzungsgeschichte ist modern. Das hat George Lucas gezeigt, und die Marvelcomicverfilmer eindrucksvoll nachgemacht. Was modern ist macht Kasse und so will Broccolina mit Bond dabei sein.
Also was solls, nichts hält ewig und mit Chubby ist Bond gegangen.

Gebröckelt hat ’s ja schon lange:

Mit George Lazenby kamen erste Versuche, der Bondfigur liebenswürdigere Charakterzüge zu verleihen, die mit der Besetzung floppten.
Später, die Filme mit Herrn Dalton waren sehenswerte Actionfilme, aber halt keine richtigen Bondfilme. Da das viele beklagten besann man sich erneut auf die vorherige Tradition zurück.
Remington Steele war dann der schlechteste Bond. So unglaubwürdig schlaksig und im Mimenspiel so unentwickelt zwischen gespielt trotteliger Seriendetektiv und echtem Breitwandagent. Tut mir leid, so ein Serienimage klebt eben und da braucht es bissl mehr als nen anderen Anzug und sonstige Statussymbole.
Daniel Craig ist nun einfach eine kleine, gedrungene Wurst mit Hinterhofausstrahlung und kann nur einen Gesichtsausdruck. Irgendwas zwischen Donald und Daffy Duck, aber ernstnehmen kann man den Entenschnabel einfach nicht. Schade um die Filme.

Und was ist mit der Neuausrichtung? Auch wer Flemming bisher nicht gelesen hat, dem ist inzwischen zu Ohren gekommen, dass schon die Dalton-Filme und jetzt auch die beiden letzten Werke näher an dessen Literaturvorlage sein sollen.
Ja und? Wer will eine neue Marke die „Flemming’s Bond“ heißt. War die alte Marke „Bond“ von Cubby Broccoli und Harry Saltzman nicht mehr gut?
Nun denn, es gibt offensichtlich diese zwei Bond Marken und zwei Fanlager. Das zweite angeführt von Cubbys Tochter Barbara Broccoli, die scheinbar einfach keinen Geschmack hat. Seit sie am Ruder ist, sind Hampelmänner Bond, sehen die Bondgirls nach nix aus, Moneypenny ist überflüssig, M ist ne Frau, auch wenn Judi Dench großartig ist, hätte das nicht sein müssen (zwar ist das die erträglichste Änderung, aber zu Beginn in Golden Eye etwas viel auf einmal), Titelsongs werden nicht mehr erkannt und ständig wechselt die visuelle Sprache und Ästhetik mit ihren Regisseuren.

Ja aber hier wird die Bondgeschichte neu aufgezogen heißt es, authentischer und vorlagengetreuer, endlich werde erzählt, wie er sich überhaupt zum weltgewandten Agenten entwickelte.
Also dass sich was entwickeln soll ist ja süß, aber wie lange sollen das die Zuschauer noch sponsern? Und vielleicht wollen sie den Mythos gar nicht zerlegt haben, vielleicht machte das den Charme der Bondfilme aus. Auch wenn man sich bei dem Tausendsassa insgeheim das eine oder andere abguckte, so blieb man doch letztlich gerade aufgrund der augenzwinkernden Überzeichnung vor echter (anhaltender) Indentifikation bewahrt.

Auch wenn die Ergebnisse passable Actionfilme sind, braucht es die gewisse unverwechselbare Note. Diese jedoch nahm immer mehr ab und war mit Casino Royale schließlich weg.

Da sieht man sich konsequenterweise gleich Bourne Identity an, das Ist inzwischen die Referenz für Agentenfilme oder den aktuellen Batman.
Aber der Film betitelt sich ja selbst nur als Quäntchen Trost.
Darauf allerdings keinen Toast, weder geschüttelt noch gerührt. Und das andere Lager stößt auf den neuen Bond mit nem Alkopop oder einem bremerischbelgischen Buntbier an. Prost!
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Wochte am Sonntag: Wie man heute noch echten Luxus demonstriert!

„Gebrauchsanweisung:
1 Abstand-Deckel und nehmen Sie unseren klaren plastischen Tank.
2 Füllung-Tank mit Wasser (logiert Temperatur). Fügen Sie einige Tropfen flüssiger Geschirr-Seife hinzu, Blasen von Klammern zu meiden zu fischen.
3 Fallen den Fisch in das Wasser.
4 Gebrauch-Pinzetten (eingeschlossen), den Fisch zu halten. Schütteln, um Luft-Blasen wegzunehmen, mögen sie zu dem Fisch gesteckt werden.
5 Abstand-Batterie-Schalttafel auf der hinteren Seite Beilage 2 „C“ Batterien und drehen Sie es auf.
6 Lebensunterhalt aus direkter Sonne leuchtet.
Wichtig: Falls Fisch schweben in Eck in einer Gruppe beginnt, ersetzen Batterien und Zug Fischt unter Benutzung Pinzetten (eingeschlossen)“

Unveränderter Text der Bedienungsanleitung zum Aquarium „Living Reef III.“ der Maycrowd Ltd., China. (entdeckt vor einiger Zeit vom SZ Magazin) Es handelt sich um ein Kunststoffaquarium (H17xB24 xT13cm) mit drei batteriebetriebenen Fischen und Korallendekoration. Bei ebay für 14 Euro zu haben.

Ist dies nicht ein wunderbarer Beweis dafür, dass Chinesen sehr genau arbeiten (fast jedes Wort ist orthographisch richtig übersetzt), jederzeit wissen was sie tun und völlig ohne Referenzen auskommen. Na, dann hoffen wir doch mal, dass die Ingenieure anders arbeiten als die Übersetzer.
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Wochte am Sonntag: Fragen über Fragen

… schon das nette Sesamstraßenerkennungslied wusste: „Wer nicht fragt bleibt dumm“.

Interessant ist es zu beobachten, dass Fragen (auch persönliche) kaum zu gemein sein können, als dass der Befragte es einem wirklich übel nimmt. Eher fühlt er sich angenehm entlarvt und erleichtert. Er nennt das dann: „Auf den Punkt getroffen!“ – Voraussetzung ist freilich etwas Fingerspitzengefühl für die rechte Situation.

Nach diesem ersten Dienst, dessen große Akzeptanz wohl psychologisch eng mit dem Phänomen des „Sich von der Seele Redens oder Nehmens“ zusammen hängt, sollte der Befragte dann allerdings nicht alleingelassen werden, sondern umfassend und so objektiv wie möglich den Spiegel vorgehalten bekommen. Sozusagen die volle Breitseite erhalten. Denn auch wenn es ihm selbst nicht so bewusst ist oder er es von sich aus vielleicht nicht so formulieren kann, es verlangt ihm jetzt danach.

So objektiv wie möglich ließe sich womöglich folgendermaßen definieren, wenn wir schon dabei sind:
„Ohne eigene Eitelkeit unter Zuhilfenahme aller Erfahrung und Reife.“
Das ist gewiss kein Pappenstiel und auch gar nicht immer auf die Schnelle und vor allem überall leicht hinzukriegen.
Andersherum betrachtet, wahrhaft eine ordentliche Herausforderung, aber es lohnt sich ja am End‘ für beide, nicht wahr? – Warum eigentlich für den anderen? – Sei ’s drum!
Also fleißig üben, ausprobieren, beobachten und weitersagen … oder lieber nicht?
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Nein, jetzt hilft nichts mehr, jetzt müssen wir wieder vor der eigenen Türe kehren!

Begeisterung allerorten – dem Gewinner der wichtigsten Wahl der Welt sei es gegönnt, dem sogenannten fairen Verlierer auch. Alle sind glücklich. Hat ja auch gar nicht lang gedauert, gell.
Bestenfalls ein zwei gefühlte deutsche Legislaturperioden lang, haben sich amerikanische Frauen, Schwarze und sehr alte Männer darum gezankt, welche Überraschung sich das amerikanische Volk diesmal für die Welt einfallen lassen darf. Und wenn alle Prophezeiungen oder Hoffnungen eintreten, dann müssen jetzt alle gar nicht mehr so viel Angst vor dem mächtigsten Land der Welt haben und auch nicht mehr so viel vor dem schwarzen Mann. – Welche Bezeichnung ist momentan eigentlich aktuell? Ein Mann afro-amerikanischer Herkunft? Die meisten Tageszeitungen schreiben „Schwarzer“.
Wie auch immer, wir haben noch nicht Schwarzer, wir haben immer noch Merkel. Und leider hilft kein in die Ferne schweifen mehr, jetzt müssen wir uns langsam wieder der eigenen langweiligen Politik widmen.
Und vielleicht erinnern sich die Amis auch wieder, dass noch ein zwei Raten offen sind…
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Haushalt, Wirtschaft, Finanzen und Kneipe

Was klingt, wie eine Reihe, aus der das unpassende Wort zu streichen ist, schlägt vielmehr den alles entscheidenden Bogen, beziehungsweise zeigt in diesen Tagen mehr denn je den Kreislauf der Dinge.

Wenn der Haushalt hält und die Wirtschaft etwas erwirtschaftet, spricht man von Finanzen. Wenn beispielsweise der Bankangestellte dort nicht mehr genug isst und trinkt, gefährdet er nicht nur die Rückführung des Kredites, den er dem Wirt einst gab, sondern reduziert auch die gute Gesellschaft, in der andere gern wirtschaften, abhängig oder unabhängig von Finanzen.
Am Ende gehen vielleicht alle nur noch in die Kneipe. Um zu Trinken oder um Nichtzurauchen, weil das draußen schwieriger wird, aber das ist eine andere Geschichte.
Gegessen wird schließlich im eigenen Haushalt und so wird aus der umfassenden Speisewirtschaft nurmehr eine Schankwirtschaft.

Ob das jetzt mehr oder weniger ist als zuvor, wer mag das wissen?
Und ob es überhaupt dabei bleibt, wer mag das nicht wünschen?
Was wird die Wirtschaft im Zweifel ohne Schank noch wert sein?
Und was der Haushalt?
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Peterchens Lichtfahrt

Ja, nach München hat er sich nicht reingetraut der Peter. Bis nach Dachau hat er sich am vorigen Samstag vorgewagt, um in kirchlicher Geborgenheit mit seinen drei Mannen ordentlich aufzuspielen.
Den Spaß, ihm soweit entgegenzukommen, war es allerdings wert.
Gar prächtig verstanden es die vier Burschen, erst langsam Licht in die dunkle dachauer Friedenskirche zu bringen, um dann langsam aber sicher ein wahres Feuerwerk an humorvoller Abendunterhaltung abzubrennen.
Selten hat Musik so einen Spaß gemacht. Spaß, zuzusehen, wie vier Musiker nicht nur ihr Handwerk bestens verstehen, sondern auch mit viel Spaß an der Sache und völlig uneitel fast zwei Stunden körperliche Höchstleistung vollbringen. Vom Horchgenuss ganz zu schweigen.
Absoluter Tipp, auch für alle, die seine Musik nicht (so gut) kennen. Peter Licht ist noch ein paar Tage unterwegs (http://www.peterlicht.de)
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Gewissensfrage – Kommentar

Dr. Dr. Rainer Erlinger, SZ Magazin Heft 37/2008
Die Gewissensfrage

»Ich gehe sehr gern auf Rock- und Jazzkonzerte, am liebsten vorn mitten rein in die Arena. Da ich mit 1,92 relativ groß bin, verstehe ich es, wenn sich Leute, die direkt hinter mir stehen, beschweren, sie würden nichts sehen. Ich müsste mich also, um niemandem die Sicht zu nehmen, nach hinten stellen. Andererseits erwerbe ich mit der Arenakarte doch das gleiche Recht wie alle anderen. Muss ich also ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich durch meine ›freie Platzwahl‹ anderen Menschen bewusst – wenngleich nicht mutwillig – im Weg stehe? FREDERIK J., Hamburg

Von Von Dr. Dr. Rainer Erlinger

Das müsste sich doch ganz einfach mit der goldenen Regel lösen lassen, möchte man meinen: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu. Keiner will statt Musikern nur Rücken sehen. Also ab nach hinten mit Ihnen!

Allerdings melden sich dann doch Zweifel: Natürlich wird jeder Kleinere wünschen, dass Größere nach hinten gehen. Nur: Ist diese Forderung auch berechtigt? Oder vertritt sie einseitig die Interessen der Kleineren auf Kosten der Größeren? Hat Ihr Wunsch, wie jeder andere vorn mittendrin das Geschehen zu genießen, nicht auch Gewicht? Wenn ja, welches? Und müsste sich nicht genauso Otto Normalgroßer umgekehrt in Ihre Rolle versetzen und Ihnen zuliebe klaglos Sichteinschränkungen hinnehmen?

Um derartige Probleme zu lösen, schlug der Oxforder Moralphilosoph Richard M. Hare einen Kunstgriff vor: Er führte eine dritte Person ein; und zwar so, dass derjenige, um dessen Handeln es geht, sich in der Mitte befindet. In Ihrem Fall würde das bedeuten, dass sich vor Sie ein echter Riese stellt, der Sie um dasselbe Maß überragt wie Sie Ihre Hinterleute.

Falls der Riese Ihretwegen das Feld räumen soll, müssen Sie das genauso wegen der Besucher hinter Ihnen – moralische Regeln gelten universal für alle gleich. In dieser Konstellation sind Sie vom Grundsatz »Große nach hinten oder an die Seite« gleichermaßen begünstigt und belastet, können somit vergleichsweise objektiv entscheiden.

Nun vor die Wahl gestellt, mit den Schultern des Riesen vor der Nase nichts zu sehen oder zusammen mit ihm weiter hinten nicht ganz so optimal zu stehen, werden Sie vermutlich Zweiteres bevorzugen: Unterm Strich ist die Einschränkung geringer. Nach dieser Erkenntnis können Sie den Dritten wieder nach Hause schicken. Denn die gefundene Interessenabwägung kann nicht anders ausfallen, wenn sich Vor- und Nachteile wieder auf zwei Personen verteilen.

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Lieber Herr Dr. Dr. Erlinger,

zum ersten Mal kann ich Ihnen nicht ganz zustimmen, was mich sogar etwas wundert, da Ihre Stellungnahmen immer sehr umsichtig und ausgegoren sind. Daher erlaube ich mir heute etwas zu ergänzen.
Auch die heutige Antwort, einen gedachten dritten hinzuzuziehen passt grundsätzlich, da dies der Anschaulichkeit dient. Bei der abschließenden Bewertung jedoch scheint mir die kleinste der drei Personen etwas vergessen worden zu sein. Möchte denn diese tatsächlich beanspruchen, dass einer, der lediglich von Wuchs größer ist, schlechter sieht? Müssen sich am Ende alle hinter die kleinste Person stellen? Was, wenn diese gar nicht vorne stehen will? Vielleicht ist sie so klein, dass sie ein paar Schritte zurücktreten muss, um einigermaßen auf die Bühne hinauf sehen zu können. Was, wenn eine sehr große Person einen sehr kleinen Partner hat? Dann hat die kleine echt Pech mit der großen…

Müsste schließlich in dem Dreipersonenbeispiel nicht unser 1,92 Mann als durchschnittsgroßer die Norm bilden und hätte freie Platzwahl?

Oder anders gefragt, darf die bloße Körpergröße, jemandem zum Nachteil gereichen? Unabhängig davon, ob er groß oder klein ist.

Die Diskussion dürfte uferlos werden, wenn wir eine konkrete Lösung anstreben. Denn ab welcher Körpergröße gilt man als groß und muss sich der Regel unterwerfen. Welche ist die Normalgröße? Wieviele Meter weiter hinten muss ich pro Zentimeter den ich die Normgröße überrage stehen?

Damit sollte meines Erachtens deutlich geworden sein, dass die „entweder oder“-Lösung sehr hart ist und vielleicht so nicht erforderlich.

Zur Vermittlung möchte ich folgendes skizzieren.
Leute mit stark sichtbehinderndem Körperbau oder Haupthaar wissen dies und sollten sich mit Augenmaß eingliedern. Nicht etwa als letzte kommen und sich mittenrein stellen! Vielleicht auch nicht in die Mitte der ersten Reihe, auch wenn sie zuerst da sind. Aber irgendwann ist auch Schluss und wenn noch fünf kleine Personen kurz vor Konzertbeginn erscheinen.
Im Übrigen bewegt sich ja so eine Menge während des Konzertes auch, dann kann man kleinere Leute auch mal vor sich lassen, auch wenn man dadurch 30 Zentimeter weiter nach hinten muss.
Hier hängt vieles von den konkreten Umständen ab.
Wer dies Augenmaß jedoch absolut nicht besitzt, der stelle sich nur vor, was er täte, wenn quasi er selbst vor sich stünde, beziehungsweise sich vor sich gestellt hätte, als er sich hinstellte. Welche Handlungsalternativen blieben ihm dann?
So gesehen ist der Kunstgriff Richard M. Hare bei diesem allemal schwer zu fassenden Beispiel Stehkonzert, wohl als ultima ratio, nicht als Patentlösung anzusehen.

Schöne Grüße und bitte noch viele tolle Abwägungen
Andreas Sporin

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/26381

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Drum Lasset uns beten!

Poldi unser im Strafraum,
Gewürdigt werde Dein Einsatz.
Dein Paß komme.
Dein Tor falle, wie in Klagenfurt so in Basel.
Unser spieltägliches Tor gib uns heute.
Und vergib uns unseren Gesang,
wie auch wir vergeben unsern Schiedsrichtern.
Und führe uns nicht ins Abseits,
sondern erlöse uns von den Türken.
Denn Dein ist der Ball und das Tor und die
Torgefährlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

(Autor unbekannt, virtuelle Flüsterpost)

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Anpfiff

Einer muss als erster dran, sonst will ’s wieder keiner gewesen sein… Daher ein kleiner Anstoß zum Tagesgeschehen (oder -sport, je nachdem):

These: Sport ist wie Sex – muss man selber machen, Zuschauen bringt eher weniger – Ausnahmen bestätigen die Regel – größte Ereignisse können schon mal eine solche darstellen.

Bei manchen Gegnern unserer Nationalmannschaft sollte man übrigens auch eine Ausnahme machen oder wo hört der Sport auf? – Aber von Hand anschieben kann man so was nun leider auch nicht, selbst wenn der Wunsch verständlich ist, gell.

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