Wochte am Sonntag: Hamsterprotest

Puhh, das war knapp, gerade noch mal 75 Glühbirnen bekommen. Hoffentlich reichts bis zum Ende aller Tage. Diese Woche gab es zum letzten Mal sechzig Watt Glühbirnen zu kaufen und das sind schließlich die wichtigsten. Hundert Watt sind sowieso selten nötig und in vielen Lampen erlaubt der Hersteller sowieso nur sechzig Watt. Das gilt besonders für schwedische und italienische. Aber das ist eine anderes Thema…
Infolgedessen steht das Verbot der sechzig Watt Birne für das Verbot der Glühbirne an sich. Es ist nicht nur der Untergang einer der wichtigsten und schönsten Erfindungen der Menschheit, sondern auch schlicht des Sinnbildes der Erfindung. Die Idee, der Geistesblitz wie sieht das in der Zeichnung, im Comic wohl zukünftig aus?

Über das Verbot der guten alten Glühbirne kann man streiten, komisch nur, dass es keiner tut. Osram freut sich. Seit das Verbot ihres billigsten Produktes beschlossene Sache ist und die Hundertwätter aus den Verkaufsregalen verschwanden, erzielt das Unternehmen mit seinen teuren Produkten Rekordgewinne und will dieses Jahr sogar noch an die Börse. Ein Schuft, wer böses dabei denkt. Zum Glück haben wir Hamsterkäufer da nicht mitgemacht. Was heißt hier Hamster, 75 Stück sind mehr als das. Das geht über den absehbaren Eigenbedarf hinaus. Das war ein Protestkauf!

Erstaunlich auch ganz neben bei, wie wenig Platz 75 gut sortierte Glühbirnen wegnehmen. Toll. Fragt sich nur, wie das jetzt weitergeht? Schon sind nämlich weitere Haushaltsgeräte im Visier der Stromsparmafia. Kaffeemaschinen mit Dauerheizplatte sollen als nächstes dran glauben, auch Staubsauger über 1000 Watt, elektrische Zahnbürsten oder Videospielkonsolen die nutzlosen Stromfresser. Dass der Verbraucher auch nicht ein Mal von alleine drauf kommen kann, dass Kaffeewarmhalten umweltschädlicher ist, als mehrmaliges Frischaufbrühen, Kaffe kommt dann am besten aus Alupatronen, spart Strom zum Rösten und Mahlen, dass der tief sitzende Schmutz im Teppich am besten aufgehoben ist, dass optimales Zähneputzen zur Gesundheitsprävention gehört und daher überflüssig ist (anderes politisches Ressort) oder dass z.B Haustiere beim Spielen keinen Strom fressen und sogar automatisch auf Standby schalten. – Gut, dass es sich hier wenigstens nicht um Verbrauchsmaterial handelt, das es bei einem Verbot auch noch zu Hamstern gälte.

Wird eigentlich die Kerze auch verboten? Sie macht noch weniger Licht bei viel Wärme und erzeugt ungefiltertes CO2 in rauen Mengen. Schändlich, dass es hier noch keine Lobby mit schlechtverkäuflichem Alternativprodukt gibt.

Wie auch immer, 75 Glühbirnen eingekauft auf einen Streich, mit einer U-Bahn Fahrt, ohne großvolumiges Fahrzeug, Glühbinrnen, die niemals zu Sondermüll werden und mit großvolumigen Fahrzeugen zur Entsorgung gebracht werden müssen, das ist Protest und Umweltschutz zugleich. Protest gegen Bevormundung bei der Entscheidung, welches Licht für welchen Bedarf geeignet ist und gegen die Leuchtmittellobby.

Moment – fünfundsiebzig Glühbirnen auf einmal. Hoppla, wenn das dem besagten Börsengang nicht auch irgendwie zugute kommt …

Manche gewinnen eben so oder so.
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Nachtrag (25.4.12) wegen der Entdeckung eines schönen Beitrags zum Thema: „Se fucking Energiesparlampe. We hate se schiache Lampe.“
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