So ein Pelz ist doch was feines

Und unsere Alternativen wachsen weder im heimischen Garten, noch so mir nichts dir nichts, höchstens uns schon längst über den Kopf!

Baumwolle wird zwar nur auf 2,4% der weltweit verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche angepflanzt, jedoch werden dort 11% aller Pestizide und 24% der Insektizide verspritzt und zwar pro Saison durchschnittlich 20-25-mal.
Baumwolle ist nämlich aufgrund ihrer langen Wachstums- und Reifeperiode besonders schädlinganfällig und wird meistens als einjährige Kultur angebaut.

Pro T-Shirt kommen rund 150 g Gift auf den Acker, dazu je Hektar 200 kg Mineraldünger (Westafrika) bis zu 600 kg (USA).
Der effektive Einsatz von Pflückmaschinen erfordert chemische Entlaubung (z.B. Totalherbizid Roundup (Monsanto)) und der Schutz vor Schimmel, Stockflecken und Schädlingen bei Transport und Lagerung, Konservierungsstoffe, wie etwa Formaldehyd.

Nach Schätzungen der WHO vergiften sich bei Unfällen mit Spritzmitteln jedes Jahr weltweit 500.000 bis zwei Millionen Menschen, bis zu 40.000 davon tödlich.

Baumwollfelder machen rund die Hälfte aller bewässerten Agrarflächen der Welt aus (60% aller Baumwolle). Das erfordert etwa 6% des globalen Süßwasserverbrauchs.
Effiziente Bewässerungsanlagen benötigen 7.000 Liter Wasser für die Erzeugung von einem Kilogramm Baumwolle, schlechte Anlagen bis zu 30.000 Liter. (Pestizide reichern sich so in Teilen des Trinkwassers sowie in Lebens- und Futtermitteln an).
Anschaulicher heißt das pro T-Shirt werden rund 1.400-6.000 Liter Wasser verbraucht. (200g wiegt ein durchschnittliches T-Shirt bei Größe M-L, bessere Qualität.) Eine Jeans wiegt etwa das 3-4 fache. Dabei sind  Verluste von Baumwolle zwischen Erzeugung des Rohmaterials und Endzuschnitt des Stoffes außer Acht gelassen.
Bei jährlich 25 Mio. Tonnen Baumwolle werden 300 Billionen Liter Wasser verbraucht – viermal so viel wie für die Befriedigung des Grundbedarfs aller Menschen nötig ist.

Baumwollsaatgut wird vorwiegend in Indien produziert. Laut einer Studie der GRCS (Global Research and Consultancy Services) arbeiten rund 450.000 Kinder bei Kreuzung der Pflanzen sowie Ernte und Aussaat. Eine im Juni 2007 erschienene Studie brachte ans Licht, dass in Indien immer noch Kinder für die Bayer-Tochterfirma Pro Agro tätig sind, obwohl Bayer seit 2002 von Kinderarbeit in der Zulieferkette weiß. Die Kinder leben den Untersuchungen zufolge in Schuldknechtschaft und sind auf den Feldern ständig Pestiziden ausgesetzt.

Rund 43 Prozent der Baumwollpflanzen sind genmanipuliert. Hauptanbauländer für Gen-Baumwolle waren 2007 Indien (6,2 Mio. Hektar), die USA (4 Mio.) und China (3,8 Mio.). Der Gentechnik-Anteil in den USA betrug im Jahr 2007 bereits rund 90 Prozent, in China und in Indien je 66 Prozent. Daneben ist der Anbau auch in Argentinien, Australien, Mexiko, Kolumbien und Südafrika zugelassen. In der EU ist die Aussaat von Gen-Baumwolle bisher nicht gestattet, ein entsprechender Antrag von Monsanto liegt vor.

Die transgenen Baumwoll-Linien besitzen lediglich zwei verschiedene Eigenschaften. Der Einbau von Genmaterial aus dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis (Bt) macht sie toxisch für Insekten wie den Baumwollkapselbohrer. Andere Linien sind widerstandsfähig gegen Totalherbizide von Agrochemiekonzernen wie Monsanto oder Bayer. Der Anteil mit beiden Eigenschaften (gestapelten Genen) betrug in den USA 2007 bereits rund 42 Prozent.

Resistenzen der Schadinsekten wie des Baumwollkapselbohrers gegen das in der Baumwolle eingebaute Bt-Gift nehmen bereits wieder Überhand, zudem nehmen andere Schädlinge den enstehenden im Freiraum im Ökosystem ein.
Die Bauern zahlen für Saatgut und mindestens so viele Insektizide wie zuvor und überschulden.

Soweit zwar nicht gut, jedoch noch immer nicht kleidsam. Folgendermaßen wird noch – hoffentlich nicht Hand – angelegt:

Schlichten erzeugt auf den Fäden einen synthetischen Schutzfilm gegen die Belastungen beim Weben.
Entschlichten wäscht diesen Schutzfilm mit Lösungsmitteln wieder aus.
Bleichen mit Chlorverbindungen bringt u.a. eine gleichmäßige Saugfähigkeit und giftige Nebenprodukte wie Dioxin.
Färben mit Azo- und Benzidinfarbstoffen gilt als krebsgefährdend, ist aber billig und wird deshalb in Niedriglohnländern noch praktiziert. Als Farbfixierer kommen oft allergieauslösende Nitro- oder Nitroseverbindungen auf den Stoff, sowie optische Aufheller für leuchtendere Farben.
Veredelung (Appretur) – mit Kunstharzen (formaldehydhaltig) und Weichmachern vermindert z.B. Einlaufen und Knitteranfälligkeit bei 90 % der Baumwollstoffe.

Es werden bis zu 8000 verschiedene Chemikalien, wie z.B. Formaldehyd, organische Halogenverbindungen und giftige Schwermetalle, sowie rund 4000 Farbstoffe eingesetzt.

Oft bleiben schließlich nur rund drei Viertel des Stoffes Baumwollfasern. Die restlichen Anteile sind Farbstoffe, Polyacryl, Harnstoff-Formaldehydharz, Weichmacher und optische Aufheller, die als so genannte Ausrüstungsstoffe nicht angegeben werden müssen.
2 – 10% der Textilhilfsmittel und Farbstoffe verbleiben auch nach mehrmaligem Waschen in den Textilien.

So wird z.B. zur antimikrobiellen Ausrüstung die Chlorchemikalie Triclosan eingesetzt, die durch Schweiß im Körper anreichert werden und die Leber schädigen kann (Das Bakteriengift wird z.T. auch in Deodorants verwendet, was jedoch in einigen Ländern mit gleicher Begründung bereits verboten ist).
Auch krebserregende (europaweit verbotene) Azofarbstoffe tauchen bei Stichproben immer wieder auf.
Für das ebenfalls krebserregende Formaldehyd gilt ab einer Konzentration von 1500 mg/kg die Kennzeichnungspflicht „enthält Formaldehyd“. Erste gesundheitliche Belastungen können aber schon ab 300 mg/kg auftreten.
Mottenschutzmittel, Formaldehyd, Azofarbstoffe, antimikrobielle Ausrüstungen, Farbstoffe und Rückstände aus der Textilpflege, wie z.B. optische Aufheller, Duftstoffe und Enzyme können gerade bei Kindern und empfindlichen Personen Hautreizungen, Allergien, Augen- und Schleimhautreizungen oder andere Gesundheitsschäden hervorrufen. Insbesondere feuchte Textilien geben durch das Quellen der Baumwollfasern diese Schadstoffe direkt an die Haut ab.

70% der Textilchemikalien und 20% der Farbstoffe gelangen während oder nach der Verarbeitung in die Luft oder ins Abwasser. Besonders problematisch sind Farbstoffe, die sich in der Kläranlage so gut wie nicht abbauen.
Pro Kilogramm veredelter Ware müssen etwa 70 g Klärschlamm entsorgt werden. Allerdings landen bestenfalls 50 bis 80 Prozent der Chemikalien im Klärschlamm. Der Rest gelangt in die Flüsse und belastet das Trinkwasser.

Was lange gärt wird gut oder so ähnlich, aber wo isses denn jetzt überhaupt?

Aufgrund des Preisdrucks auf dem Textilmarkt werden Baumwollfasern hauptsächlich in Niedriglohnländern verarbeitet. Dabei können die unterschiedlichen Verarbeitungsschritte in völlig verschiedenen Regionen der Erde stattfinden. Anbau z.B. in Kasachstan, den USA, China, Indien, Pakistan oder Usbekistan, gesponnen wird das Garn in China, gefärbt auf den Philippinen, gewebt wird der Stoff in Polen. Vernäht wird in Bangladesch, auf den Philippinen, in China oder Thailand, wo auch die Etiketten und Futterstoffe aus Frankreich eingenäht werden. Zusammengenäht wird in der Regel in den „Sweatshops“, die in extra dafür ausgewiesenen „Sonderwirtschaftszonen“ liegen. Die fertig genähte Jeans wird jetzt nach Griechenland transportiert. Hier wird sie noch für den „Washed Out“-Effekt mit Bimsstein bearbeitet, bevor sie in die Läden reist. Ein konventionell hergestelltes Kleidungsstück reist auf diese Weise bis zu 50.000 km durch die Welt, bevor es im Kleiderschrank landet.

Keine Angst, 59 Prozent an der Weltfaserproduktion sind z.B. Chemiefasern aus der derzeitigen Textilproduktion.

Der Wasserverbrauch für die Herstellung von z.B. einem Kilogramm Polyacryl beträgt zwar „nur“ 210 Liter, der Energieaufwand ist hier aber zwei- bis dreimal so hoch wie beim Anbau von Baumwolle. Die Chemiefaserherstellung ist zudem durch den Verbrauch von Rohöl und schwermetallhaltiger Hilfsmittel gleichermaßen für Abwasserbelastung und Emissionen verantwortlich.

Fasermischungen und besonders Mischungen mit Elastan können außerdem nicht recycelt werden.
Schurwolle ist oft belastet, da die Schafe durch Pestizidbäder geführt werden, um Parasitenbefall vorzubeugen.
Seide von Maulbeerbäumen kann Rückstände von Spritzmitteln aufweisen, da die Bäume zum Schutz vor Fraßkonkurrenten der Raupen mit Insektiziden gespritzt werden.
Auch zellulosehaltige Ausgangsmaterialen für Textilien stellen eine große Belastung für die Umwelt dar. Bei der Verarbeitung von Zellulose (Holz und Kurzfasern der Baumwolle) zu Viskose, Modal, Lyocell/Tencel, Cupro oder Acetat werden enorme Mengen von Wasser, Chemie und Energie verbraucht.

Was kann man tun? Vielleicht lässt sich der Spuk irgendwie vertreiben?

Mehr als 600.000 Tonnen Alttextilien, umgerechnet rund 500 Millionen Textilien landen in Deutschland jährlich auf dem Müll. Bei der Verbrennung entstehen zum Teil hochgiftige Substanzen.

Wer seine Kleidung in die Altkleidersammlung gibt, sollte bedenken, dass rund 30 Prozent der Textilien in afrikanischen Ländern zu Preisen verkauft werden, die immer noch zu teuer sind, als dass die wirklich Armen sie sich leisten könnten.
Hier hilft als Orientierung z.B. das Zeichen „FairWertung“, das durch den Dachverband FairWertung e.V. an sammelnde gemeinnützige Organisationen, Händler und Sortierbetriebe mit transparenten, sozial- und umweltverträglichen Standards vergeben wird.

Na also! Da schließt sich doch der Kreis schon wieder.

Hauptinformationsquelle: Umweltinstitut München e.V.

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