Streikrecht des Stärkeren

Die Flugbegleiterin (ehemals neudeutsch Stewardess), die ich vorhin traf, war adrett angezogen, uniformes Kostüm, einschließlich des Halstuches mit den neckisch abstehenden Knotenenden, eben so, wie eine Lufthansa Flugbegleiterin üblicherweise angezogen ist. Es war bereits gegen Mittag und sie schien nicht in Eile zu sein. Das war die Gelegenheit. Aber anstatt sie mit fremden Problemen wie unserem soeben gestrichenen Parisflug zu langweilen, fragte ich, ob sie sich denn für die nächsten Tage schon etwas vorgenommen habe, bei ihrer neugewonnenen Freizeit.
Ach, ich solle ihr aufhören, sie sei völlig genervt, der Streik treffe sie selbst ebenso, denn sie verdiene nichts, wenn sie nicht fliege. Und sie sei auch gespannt, wie oft sie sich heute gegenüber der gesammelten Entrüstung rechtfertigen müsse, anstelle von denen, die für den ganzen Aufruhr verantwortlich seien. Die Piloten würden sich schön raushalten. Sie würden nicht nur den ganzen Ärger gar nicht mitbekommen, sondern hätten es grad nötig, als die sowieso schon bestverdienenden Angestellten im Lande.
Das interssierte mich. Warum sie denn während des Streiks nichts verdiene. Es läge ja nicht an ihr, sie sei doch arbeitsbereit. Es sei schließlich der Arbeitgeber, der den Flieger nicht hochbringe.
Ja, das sei aber trotzdem so. Sie würde zwar drei Tage Innendienst machen, im Endeffekt also Däumchen drehen, aber die Flugzulage, und ohne die mache keiner den Job einer Flugbegleiterin – ständig in fremden Städten übernachten, sei es schließlich auf Dauer auch nicht die Erfüllung -, also die Zulage gäbe es nur, wenn geflogen würde. Die Lufthansa betrachte den Streik als höhere Gewalt und damit außerhalb ihrer Verantwortung, und das sei kein Aprilscherz.
Was soll man da noch sagen, außer sich gegenseitig einen den Umständen entsprechend angenehmen Tag zu wünschen?

Nachtrag 6.4.2014Charles-de-Gaulle Bild
Irgendwie waren wir doch noch nach Paris gekommen – andere Fluggesellschaften haben schließlich auch schöne Flugbegleiterinnen, ähhh haben auch Piloten in ihren fliegenden Kisten – und als wir heute den Rückweg antraten, da hatten sich sogar die Lufthansapiloten wieder besonnen. Aber am Charles-de-Gaulle hatte man auch so seine Probleme mit dem Verein. Wie zu hören war, wird das gesamte hauseigene Bodenpersonal gefeuert und dann eine Fremdfirma beauftragt:

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